Quelle:
http://info.kopp-verlag.de/hintergru...-taeglich.html
Der Wert des Goldes steigt täglich. Das klingt vielleicht paradox, ist es aber nicht. Denn der Wert des Goldes wird nicht bei der COMEX-Warenterminbörse oder beim Handel in London oder Zürich festgelegt. Allerdings orientiert sich der Goldhandel am Preis für COMEX-Gold-Futures der CME, und dort sieht es momentan nicht so aus, als würde der Wert eines Goldbarrens steigen. Wie kann man da von steigendem Wert des Goldes reden?
An der
COMEX ist der Preis für Goldfutures vom Höchststand von 1896 Dollar im August 2011 auf das gegenwärtige Tief von 1099 Dollar gefallen, den niedrigsten Wert seit sechs Jahren, Tendenz fallend. Hier unterläuft uns ein Fehlschluss, wenn wir von einem bestimmten Faktor auf das Ganze schließen, wenn wir annehmen, etwas gelte für das
Ganze, nur weil es für einen
Teil des Ganzen gilt.
Der
COMEX-Goldfutures-Markt in New York und der außerbörsliche (»OTC«, nach dem englischen »over the counter«) Handel, der über die
London Bullion Market Association abgewickelt wird, setzen die Preise fest, die weltweit weitgehend eingehalten werden.
Darüber hinaus bestehen Märkte aus einigen wenigen einflussreichen Playern, den sechs Gold-Clearingbanken der
Londoner Bullion Market Association – darunter die korrupte
JPMorgan Chase, die skandalumwitterte
UBS-Bank aus Zürich und die
Bank of Nova Scotia - ScotiaMocatta, die älteste Goldbank der Welt, die als Bank für die Britische Ostindiengesellschaft begann,
die ihrerseits die Opiumkriege in China steuerte; die skandalumwitterte Deutsche Bank, die Barcleys Bank aus London, die Londoner HSBC, die Hausbank der mexikanischen Drogenkartelle, und die skandal- und betrugsumwitterte Société Générale aus Paris. Wichtige Zentralbanken, darunter die
Federal Reserve und die
Bank of England, werden beschuldigt, gemeinsam mit den großen Clearingbanken den Goldpreis künstlich niedrig zu halten, wie im August 2011 geschehen, als er außer Kontrolle zu geraten drohte und die Rolle des Dollars als führender Weltreservewährung in Gefahr brachte.
Organisationen von Goldinvestoren wie GATA haben jahrelang detailliert dokumentiert, wie die Manipulation des Goldpreises ablief.
Kurz: Kauf und Verkauf von Gold in London und New York liegen in zweifelhaften Händen. Es kursieren sogar Gerüchte, wonach einige der Topnamen im Goldhandel in kriminelle Geschäfte verwickelt sind, bei denen Wolfram-Barren mit einer dünnen Goldschicht versehen und als gefälschte Goldbarren in Umlauf gebracht wurden. Solche Vorwürfe sind naturgemäß extrem schwer zu verifizieren, aber vielleicht sollten Sie zur Absicherung ein winziges Loch durch den Goldbarren bohren, bevor Sie ihn kaufen.
In letzter Zeit haben westliche Banken so genannte Gold-ETFs, börsengehandelte Fonds, geschaffen. Das sind Gold-Derivat-Fonds, die durch Gold abgesichert, aber nicht in Gold ausgezahlt werden. Der Handel mit so genanntem Papiergold – Futures und anderen Formen spekulativer Kontrakte, bei denen kein physisches Gold den Besitzer wechselt – war zwar lange Zeit lose an Kauf und Verkauf realen Goldes auf der Welt gekoppelt, ist aber heute völlig davon losgelöst.
Es ist ein eigenständiges Kasino, das frei darüber entscheidet, welchen Preis wir für Gold zahlen. Wir haben inzwischen einen Goldmarkt, auf dem der Preis von Großbanken und Zentralbanken westlicher Länder manipuliert und letztendlich festgelegt wird – genauso wie beim Rohöl übrigens.
Der Aufbau eines neuen Goldmarktes
Diese Ablösung missfällt Goldfans wie China, Russland und anderen. Aber anstatt die Eigentümer von
COMEX/CME oder die Großen Sechs der Londoner
Bullion Market Association lauthals des Betrugs zu bezichtigen, unternehmen diese Länder einen genialen Schachzug: Sie schaffen einen völlig neuen Goldmarkt, den nicht
JPMorgan Chase, die
HSBC oder die Deutsche Bank unter Kontrolle haben, sondern China, Russland und andere. Es passt in das Bild der neugegründeten Neuen Entwicklungsbank der BRICS-Staaten und der in Shanghai ansässigen Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank
(AIIB).
Im Mai dieses Jahres gab China die Gründung eines staatlichen Gold-Investitionsfonds bekannt. Es soll ein Pool geschaffen werden, gegenwärtig von 16 Milliarden Dollar, der weltgrößte Fonds, der Goldbergbauprojekte entlang der neuen Hochgeschwindigkeits-Eisenbahn-Verbindungen von Präsident Xis Neuer Seidenstraße fördern soll. Wie China betont, soll damit erreicht werden, dass eurasische Länder entlang der Seidenstraße ihre Währung durch Gold stützen können. Das klingt danach, dass einige klar denkende, weitsichtige Regierungen auf der Welt einen stabilen Block goldgedeckter Währungen bilden könnten, der einen ordentlichen Handel unabhängig von Washingtons Währungskriegen gewährleisten würde. Die Länder entlang der Seidenstraße und die BRICS-Staaten repräsentieren die Mehrheit der Weltbevölkerung und verfügen über einen Reichtum an Bodenschätzen, der sie von den westlichen Ländern unabhängig macht.
Ende Mai etablierte die Shanghaier Goldbörse formell den »Seidenstraßen-Goldfonds«. Die beiden Hauptinvestoren sind bisher die zwei größten Goldbergbaugesellschaften Chinas: die
Shandong Gold Group mit 35 Prozent der Anteile und die
Shaanxi Gold Group mit 25 Prozent.
Der Fonds wird in Goldbergbauprojekte entlang der Seidenstraße in Eurasien investieren, unter anderem in den riesigen unterentwickelten Regionen der Russischen Föderation.
China kooperiert beim Goldbergbau mit Russland, seinem engsten Partner, seit törichte Wirtschaftssanktionen von USA und EU Russland zu einer strategischen Wende zwangen – weg von der angestrebten Anerkennung als respektierter Partner des Westens, was vor allem die Präsidentschaft Medwedews kennzeichnete, hin zu einer Strategie der Zusammenarbeit mit China und Russlands östlichen eurasischen Partnern in der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit und den BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.
Am 11. Mai, unmittelbar vor der Gründung von Chinas neuem Goldfonds,
unterzeichnete die China National Gold Group Corporation eine Vereinbarung mit der russischen Goldbergbaugesellschaft
Polyus Gold, der größten in Russland und einer der zehn größten der Welt. Beide Unternehmen werden gemeinsam die Goldvorkommen in Russlands derzeit größter Lagerstätte in Natalka bei Magadan im Bezirk Kolyma erkunden.
Russland hat in den letzten Jahren seine Goldreserven systematisch aufgestockt. In der Jelzin-Ära zu Beginn der 1990er Jahre soll die Jelzin-Mafia dem Staat fast alle Goldreserven geraubt haben. Zu Sowjetzeiten galt eine Golddeckung des Rubels in der zentral geplanten staatlichen Kommandowirtschaft als überflüssig.
Laut offiziellen Statistiken verfügte Russland im Juni über 1250,9 Tonnen Gold. In den ersten fünf Monaten dieses Jahres hat Russland die heimische Goldförderung
um mehr als das Sechsfache gesteigert. Gold gewinnt für Putin und die russische Führung immer größeres Interesse. Manche glauben, ein goldgedeckter Rubel sei nicht mehr fern, und China werde den Renminbi durch Gold, und zwar sehr viel Gold, untermauern, um ihn als Weltreservewährung akzeptabel und zu einer echten Alternative zum schwächelnden Dollar und zum Euro zu machen.
Sibirien gilt als Lagerstätte riesiger unentdeckter Goldvorkommen. Russland ist heute der viertgrößte Goldproduzent der Welt, 2013 wurden 245 metrische Tonnen gefördert. China liegt mit mehr als 450 metrischen Tonnen pro Jahr auf Platz eins. Südafrika, gemeinsam mit China und Russland Mitglied der BRICS-Staaten, wird der neuen Gold-Renaissance zusätzlichen Schwung verschaffen, als Unterstützer solider, gut gestützter Währungen,
die das entwertete Dollar-System ersetzen. Südafrika war bis 2006 der größte Goldproduzent der Welt und liegt heute mit 150 Tonnen auf Platz sieben. Usbekistan, Mitglied der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit, war 2014 mit 102 Tonnen der achtgrößte Goldproduzent. Am 4. Mai verkündete der chinesische Botschafter in Usbekistan,
das Land werde an Chinas Projekt »Wirtschaftsgürtel entlang der Seidenstraße« beteiligt.
Langsam aber systematisch entstehen die Umrisse einer neuen goldgedeckten Alternative zum überblähten Dollar-System und zum schuldenbelasteten Euro. Das Wirtschaftsprojekt Neue Seidenstraße, das die Mitgliedsländer von Russlands neuer Eurasischer Wirtschaftsunion und andere einbezieht, ist viel mehr als eine einfache Eisenbahnverbindung. Es wird zum Zentralnervensystem eines Wirtschaftsraums, der sich in den nächsten drei bis fünf Jahren zu dem schnellstwachsenden der Welt entwickeln wird.
In Kombination mit der Eisenbahn-Infrastruktur von Chinas Projekt Neue Seidenstraße und dem neuen 16-Milliarden-Dollar-Goldfonds zur Unterstützung von Goldbergbauprojekten entlang der Seidenstraße lockert Eurasien, angeführt von China und Russland, den angloamerikanischen Griff auf das Gold, der den Marktpreis seit Jahrzehnten manipuliert und künstlich niedrig hält und so verhindert, dass Gold in der Weltwirtschaft eine größere Rolle spielt. Während jetzt alles auf den Goldpreis starrt, den die
COMEX oder der Londoner Goldmarkt täglich festlegen, steigt der reale Wert des Goldes als Währungsreserve und Standard monetärer Stabilität. Das sorgt im US-Finanzministerium, bei der
Federal Reserve und an der Wall Street ordentlich für Bauchweh.