Emotionen, Höchstleistungen und Gastfreundschaft haben die WM geprägt und vieles verdeckt. Doch Putins Plan
ist nicht komplett aufgegangen.
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Freiheit nach dem Schlagloch-Prinzip
Das beste Symbol dafür ist ein Schlagloch in Nischni Nowgorod, einer der kleineren WM-Städte. Es war so groß, dass sich Anhänger von Kroatien und Argentinien am Spieltag darin fotografieren ließen. Am nächsten Tag war das
Schlagloch provisorisch verschlossen worden.
(Und wieviele Brücken sind gerade in Deutschland marode?)
In den Spielorten der WM wurde vieles nach dem Schlagloch-Prinzip vorübergehend geregelt. Freiheiten, die in den russischen WM-Städten in den vergangenen Wochen galten, waren bloß eine Ausnahme. Normalerweise darf in der Öffentlichkeit kein Alkohol getrunken werden.
Normalerweise dürfen Menschen nicht in größeren Gruppen durch die Städte ziehen und vor allem keine Transparente oder Flaggen dabei zeigen, wie es Fans aller Nationen bei der WM getan haben. Der Normalzustand dürfte schon am Tag nach dem Finale wieder aufbrechen wie ein notdürftig verschlossenes Schlagloch.
(Das kennen wir doch auch von unliebsamen Demos!)
Putin nutzt WM für umstrittene Reformen
Wer die Innenstädte der Spielorte verlassen hat, bekam ein anderes Russland zu sehen. Eins, in dem die Menschen nicht weniger gastfreundlich sind, ihre Lebensbedingungen aber deutlich bescheidener und die Infrastruktur marode ist. Dort trifft man auf Taxi-Fahrer, die nach ihrer normalen Schicht noch auf eigene Rechnung weiterfahren müssen, um genug Geld zum Leben zu verdienen.
Oder alte Frauen, die im Laden für wenige Rubel einen Strauß Blumen kaufen und diesen an Metro-Stationen am Moskauer Stadtrand für einen kleinen Gewinn weiterverkaufen wollen. Not macht erfinderisch.
(Bei uns reicht die Rente bei vielen hinten und vorne nicht, aber mit Glück bekommt man bei den Tafeln vielleicht einen noch nicht vertrockneten Strauss!)
Vieles bei dieser WM war Schein, eine ablenkende Fassade, die Russlands Machthaber Wladimir Putin mit seiner Partei Einiges Russland für umstrittene Reformen genutzt hat. Das Renteneintrittsalter ist während des Turniers drastisch angehoben worden, für Männer wird es von 60 schrittweise auf zukünftig 65 Jahre angehoben. Die Lebenserwartung der russischen Männer liegt aber aktuell bei gerade einmal 66 Jahren – und sie steigt deutlich langsamer als nun das Renteneintrittsalter erhöht wird. Für viele Russen heißt das: Arbeit bis zum Tod.
1.
( Und was war hier mit unserer Asyldebatte?)
2.
( Und wie lange sollen/müssen wir arbeiten, was ist anders?)
weiter hier:
https://www.t-online.de/sport/fussba...sprueche-.html