Wieder eine Gewalttat in Bayern: In Ansbach bei Nürnberg hat sich am späten Sonntagabend vor dem Eingang zu einem Musikfestival ein Flüchtling aus Syrien in die Luft gesprengt. Durch die Nagelbombe wurden mehrere Menschen verletzt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann spricht von einem "islamistischen Selbstmordanschlag".
Was ist passiert?
- In der Innenstadt von Ansbach ist ein Sprengsatz detoniert.
- Es gab einen Toten und zwölf Verletzte.
- Die Explosion wurde "vorsätzlich herbeigeführt".
- Der Täter, ein Flüchtling aus Syrien, ist tot.
- Der Täter war in psychiatrischer Behandlung und suizidgefährdet.
- Der Hintergrund der Tat ist ansonsten noch unklar.
- Bayerns Innenminister Herrmann hält islamistischen Hintergrund für "naheliegend".
Nach Angaben eines Polizeisprechers wurde die Explosion in der Innenstadt vor einem Weinlokal und in der Nähe des Festival-Eingangs um kurz nach 22 Uhr am Sonntagabend bei der
Polizei gemeldet. Das Zentrum der mittelfränkischen Kleinstadt wurde weiträumig abgeriegelt. Zwölf Personen wurden verletzt, drei von ihnen schwer.
Mutmaßliche Täter stammt aus Syrien Bei dem Toten handelt es sich nach Polizeiinformationen um den Täter. Er wurde demnach vor Ort wiederbelebt worden, erlag jedoch dann seinen schweren Verletzungen.
Der Mann ist ein 27-jähriger Flüchtling aus Syrien, sagte Bayerns Innenminister Herrmann auf einer anberaumten Pressekonferenz. Dieser sei vor zwei Jahren nach
Deutschland gekommen und habe einen Asylantrag gestellt. Der Antrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, der Flüchtling sei seitdem geduldet gewesen.
Der Syrer habe die Absicht gehabt, das Musikfestival zu "unterbinden". Er sei aber nicht auf das Gelände gelangt, weil er keine Eintrittskarte vorzeigen konnte.
Täter in psychiatrischer Behandlung Er wohnte demnach in einer Unterkunft in Ansbach. Der Syrer habe schon zwei Mal versucht, sich das Leben zu nehmen, sagte der Minister. Er sei deshalb auch schon in einer psychiatrischen Klinik untergebracht gewesen.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann bei der Pressekonferenz in der Nacht zum Montag. (Quelle: AP/dpa)
Islamistischer Hintergrund "ist nicht auszuschließen" Die Behörden wollen prüfen, ob es sich bei der Tat um einen islamistischen Terrorakt handelt. Das werde jetzt geprüft, sagte Herrmann. "Das ist aber zumindest nicht auszuschließen." Konkrete Hinweise gebe es allerdings noch nicht. Wichtig sei herauszufinden, mit wem der Täter kommuniziert habe, sagte Staatsanwalt Michael Schrotberger.
"Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer
Selbstmordanschlag stattgefunden hat", sagte Herrmann. Zudem weise die offensichtliche Absicht, mehr Menschen zu töten, darauf hin. Der Inhalt des Rucksacks, den der Täter bei sich trug, sei aber geeignet gewesen, noch mehr Menschen zu töten.
"Vorsätzlich herbeigeführte Explosion" Bereits zuvor stellte der Sprecher des Innenministeriums klar, dass es sich um eine "vorsätzlich herbeigeführte Explosion" gehandelt hatte.
Die Polizei ist mit mindestens 200 Beamten im Einsatz. Sie hat jedoch noch keine Informationen darüber, um welche Form von Bombe es sich handelt. Das müssten Spezialisten vom Landeskriminalamt klären, sagte ein Polizeisprecher.
Auch Die Untersuchung des Tatorts werde noch einige Tage dauern, sagte Polizeivizepräsident Roman Fertinger. Die Ermittler haben bei dem Täter ein Handy gefunden. Das werde derzeit von Spezialisten untersucht.
Unterdessen hat die Polizei die Bevölkerung per Twitter um Mithilfe gebeten und Zeugen aufgefordert, Videos und Bilder zu der Tat per Mail an die Behörde zu schicken.
Festival-Gelände geräumt In der Ansbacher Innenstadt brach nach der Explosion Panik aus. Das Open-Air-Konzert wurde abgebrochen, das Festival-Gelände geräumt.
Die Explosion ereignete sich gegen 22 Uhr, wie ein Polizeisprecher sagte. Zahlreiche Sanitäter seien mit Tragen in der Innenstadt. Die komplette Altstadt war abgeriegelt, Anwohner konnten zunächst nicht zurück in ihre Häuser.

Rettungskräfte auf dem Schlossplatz in Ansbach. (Quelle: dpa)
Auf der Promenade vor dem Ansbacher Schloss in der Innenstadt sammelten sich Rettungskräfte. Feuerwehr und Rettungsdienst waren mit 350 Kräften im Einsatz. Ein Hubschrauber mit Suchlicht kreiste über der Stadt.
Dritte Gewalttat in Bayern binnen einer Woche Es ist das dritte blutige Ereignis innerhalb einer Woche in Bayern. Am Freitagabend hatte ein Amokläufer ganz
München in Angst und Schrecken versetzt. Der 18-jährige Täter schoss in und vor einem Einkaufszentrum sowie in einem Schnellrestaurant um sich, tötete neun Menschen und schließlich sich selbst.
Zuvor hatte ein 17-Jähriger am vorigen Montag in
Würzburg mit einer Axt Fahrgäste in einem Zug schwer verletzt.
Herrmann kündigte an, an diesem Montag bei der Klausur der CSU-Regierung am
Tegernsee über Konsequenzen auch aus dem Anschlag von Ansbach zu beraten. Dabei müsse es darum gehen, wie der Schutz der Bevölkerung verbessert und ein solcher Missbrauch des Asylrechts verhindert werden könne.
Ansbach liegt in Mittelfranken. Die Stadt hat rund 40.000 Einwohner. Bei den "Ansbach Open 2016" sollten am Sonntag die deutschen Pop-Sänger Joris, Philipp Dittberner und Gregor Meyle auftreten.
Quelle: http://www.t-online.de/nachrichten/d...prengsatz.html