Darum wäre der Brexit das Aus für den Finanz-Hotspot London Ein Brexit könnte Großbritannien mehr kosten als seinen Platz in Europa. Millionen, gar Milliarden Pfund, tausende Jobs und Londons Stellung als Premium-Finanzplatz stehen auf dem Spiel. Das sagen zumindest Akteure der Finanzindustrie in London und warnen vor dem Aus des “Passporting”.
Sie sprechen diese Warnung kurz vor dem EU-Referendum im Juni aus, um den Briten klar zu machen, dass ein EU-Austritt komplexe und weitreichende Folgen hätte, die nicht mehr rückgängig zu machen wären. Im Grunde lässt sich die ganze Problematik mit einem Wort umschreiben: Passporting.
Was ist Passporting? Passporting umschreibt einen Mechanismus, den viele Firmen mit Sitz in Großbritanninen nutzen, um in der ganzen EU Geschäfte zu machen. Im Konkreten funktioniert der Mechanismus so: Firmen, die ihren Sitz lediglich in London haben, können dank Passporting in der ganzen EU ihre Dienstleistungen anbieten, und das ohne Geschäftstellen in einem Mitgliedstaat zu eröffnen und sich an behördliche Vorgaben in diesem Land zu halten.
Diese Passporting-Rechte hat nur Großbritannien - sie sind einer der Hauptgründe warum London als internationaler Finanzplatz so beliebt ist. Denn so finden Firmen aus aller Welt Zugang zur EU, ohne in der Union selbst Niederlassungen eröffnen zu müssen. Auch Schweizer und US-amerikanische Banken nutzen deshalb den Finanzplatz London nur allzu gerne.
Was passiert mit dem Finanzplatz London wenn Passporting Vergangenheit wird? Banken, Versicherer und Fonds aus Großbritannien müssten nach Frankfurt, Paris oder Dublin gehen und um Erlaubnis bitten, im entsprechenden Land tätig werden zu dürfen. Dann hängt alles von lokalen, möglicherweise unbequemen Regularien ab.
Eine solche Umsiedlung kostet Geld, viel Geld. Denn EU-Regularien sind in einigen Belangen deutlich strikter als britische Vorschriften. So verlangt die EU beispielsweise schonmal ein happiges Mindestkapital in Höhe von fünf Millionen Euro für Banken und Versicherer. Basel-III-Regularien schreiben darüber hinaus vor, dass Banken einen Kapitalpuffer in Höhe von acht Prozent ihrer gesamten Vermögenswerte halten müssen. Für Fonds variieren die Kapitalisierungskosten über die EU hinweg erheblich.
Banken, die also weiter in der EU Geschäfte machen wollen, stehen vor erheblich Herausforderungen. Autorisierungen von EU-Behörden könnten, auch wegen der hohen monetären Anforderungen, Monate, wenn nicht Jahre dauern.
Einige sehen den Brexit daher schon als das faktische Ende des Finanzplatzes London. Passporting ist von elementarer Wichtigkeit für das Geschäftsmodell London. Wenn der Brexit am 23. Juni bejaht wird, hätte dies unter anderem die Folge, dass viele außereurpäische Firmen ihren EU-Standort aus London auslagern würden, beziehungsweise müssten.
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