Nicht geimpft: Annika hat zehn Tage Schulverbot
LINZ. Nach einem Masernfall dürfen acht Schüler der Volksschule Hart und mehrere Hortkinder derzeit nicht zum Unterricht.
„Opa, warum darf ich nicht in die Schule gehen?“, fragt die kleine Annika. Zehn Tage muss sie dem Unterricht an der Volksschule Hart bei Leonding fernbleiben. Auch auf die Nachmittagsbetreuung im Hort wird sie so lange verzichten. Weil eine Mitschülerin an Masern erkrankt ist – ein ansteckender Virusinfekt, gegen den Annika nicht geimpft ist. Sie ist nicht die Einzige: Allein in ihrer Klasse müssen sieben weitere Schüler seit Mittwoch daheim bleiben, hinzu kommen noch mehrere Hortkinder, für die ihre Eltern keinen Impfnachweis gegen Masern erbracht haben.
Amtsärztin Barbara Danninger von der BH Linz-Land hat Direktorin Sieglinde Malcher angewiesen, Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Ein Bescheid an die Eltern ist unterwegs. Das ist Vorschrift bei meldepflichtigen Erkrankungen wie den Masern. Deshalb wurde Annika gestern von den Großeltern beaufsichtigt. Denn ihre Mama, Sekretärin bei der Landesregierung, war auf einem Betriebsausflug, und der Herr Papa, Baumpfleger der Stadt Linz, musste arbeiten.
„Masern sind keine Bagatelle“
Dass die Kleine, die im Juli acht Jahre alt wird, nicht gegen Masern geimpft ist, habe einen guten Grund, sagt ihr Opa Günter Hoschek (72). „Ihr Vater wurde im Alter von 14 Monaten geimpft und war danach ein Jahr total behindert.“ Spitalsärzte hätten damals hinter vorgehaltener Hand von einem Impfschaden gesprochen. Erst einem Naturheiler sei es gelungen, ihn wieder gesund zu machen.
„Ich möchte, dass Annika wieder zur Schule gehen darf“, sagt Hoschek, der 25 Jahre im Gesundheitswesen tätig war. Sie stecke voller Energie, habe erst vor kurzem ihren Papa auf einer Radtour an den Wolfgangsee begleitet. „Sie darf eine Krankheit wie die Masern, die wir seinerzeit alle durchmachten, ohne Schaden zu nehmen, bekommen.“ Der Behörde legt er nahe: „Lassen Sie lieber die Kinder zu Hause, die sich vor Ansteckung fürchten.“
Das sieht Gertrude Jindrich, Leiterin des schulärztlichen Dienstes im Landesschulrat, anders. „Masern sind keine Bagatelle, sondern können schwerwiegende Nebenwirkungen haben.“ Nicht nur Lungen- oder Mittelohrentzündungen, sondern oft Jahre nach der Ansteckung auch eine lebensbedrohliche Hirnhautentzündung, die zu schwersten geistigen Behinderungen führen kann. „Wenn Eltern ihr Kind im Babyalter zwei Mal kostenlos gegen Mumps, Röteln und Masern impfen lassen, ist es lebenslang immun“, sagt Jindrich. In seltenen Fällen könne die Impfung unerwünschte Nebenwirkungen haben, doch die Risiken eines Impfverzichts seien ungleich höher.
Zahlen und Fakten
Eine Maserninfektion führt in einem von tausend Fällen zu einer lebensbedrohlichen Hirnhautentzündung, gibt Eva Magnet von der Landessanitätsdirektion zu bedenken. Das Risiko eines schweren Impfschadens beträgt laut ihren Angaben nur 1:10 Millionen. Die Durchimpfungsrate bei Masern stagniert seit Jahren, derzeit liegt sie in Österreich bei 80 Prozent, „wünschenswert wären 95 Prozent, um die gefährliche Krankheit völlig einzudämmen“. Denn die Ansteckungsrate liege schon bei flüchtigem Kontakt mit einem Erkrankten bei fast 100 Prozent. Die Zeit zwischen Ansteckung und ersten Symptomen beträgt bis zu 18 Tage. Schon fünf Tage vor Ausbruch des typischen Hautausschlags sind Betroffene infektiös.