Montag, 26. Juli 2010
Astronomen bestätigen erstmals Planeten mit kometenartigem Schweif

Künstlerische Interpretation des kometenartigen Planeten "HD 209458b" | Copyright: NASA, ESA, and G. Bacon (STScI)
Boulder/ USA - Mit dem Spektrografen "COS" (Cosmic Origins Spectpgraph) des Weltraumteleskops "Hubble" haben Astronomen die Existenz eines Objekts nachgewiesen, das man als "kometenartigen Planeten" bezeichnen könnte. Hierbei handelt es sich um einen fernen Gasriesen, der sein Zentralgestirn so nah umkreist, dass er von diesem regelrecht gegrillt wird und seine erhitzte Atmosphäre schweifartig ins All verfliegt.
Mächtige Sonnenwinde reißen die Atmosphäre dabei in einem kometenartigen Schweif hinter dem erhitzten Planeten mit der wissenschaftlichen Bezeichnung "HD 209458b" her, berichtet das Team um Jeffrey Linsky von der "University of Colorado" aktuell im Fachjournal "Astrophysical Journal ".
"Seit 2003 spekulieren Wissenschaftler, dass die ins All verfliegende Masse von den Sonnenwinden zu einem Schweif geformt wird. Jetzt glauben wir, dass wir die besten auf Beobachtungen basierenden Beweise für diese Theorie gefunden haben", so Linsky. Hierzu haben die Forscher die spezifischen Geschwindigkeiten der von dem Planeten stammenden Gase gemessen, von welchen einige auch in Richtung Erde weisen. "Die wahrscheinlichste Erklärung für die gewonnenen Daten ist die, dass das Material sich in einem Schweif vom Planeten fortbewegt."
"HD 209458b" ist rund 153 Lichtjahre von der Erde entfernt und wiegt etwas weniger als unser Jupiter, umkreist seinen Stern allerdings 100 Mal näher als der Gasriese unseres Sonnensystems. Für einen Umlauf benötigt "HD 209458b" nur 3,5 Tage - selbst der schnellste Planet unseres Sonnensystems, Merkur, benötigt für eine Sonnenumrundung noch 88 Tage.
Aufgrund der Tatsache, dass "HD 209458b" von der Erde aus betrachtet teilweise direkt vor seinem Stern vorbeizieht, konnten Wissenschaftler diese zudem häufigen sogenannten Transits schon seit seiner Entdeckung intensiv erforschen und dabei die Struktur des Planeten und seine chemischen Eigenschaften studieren, in dem sie das Licht seines Sterns spektral analysieren, wenn es bei dem Transit durch die Planetenatmosphäre fällt.
Aufgrund der CS-Beobachtungen wissen die Forscher, dass die Atmosphäre von "HD 209458b" unter anderem aus schweren Elementen die Karbon und Silizium besteht, eine Temperatur von über 1.000 Grad Celsius aufweist und von dem Stern derart aufgeheizt wird, dass die schwereren Elemente ins All verfliegen können. "Wir entdeckten Gase mit sehr hohen Geschwindigkeiten von bis zu 36.000 Kilometern pro Stunde, wie sie wahrscheinlich von den starken Sonnenwinden in einem Schweif fortgetrieben werden."
Auch wenn der Planet von seinem Stern regelrecht gegrillt wird, bedeutet dies aber noch lange nicht seine Zerstörung. "Es wird wahrscheinlich noch etwa eine Billion Jahre dauern bis der Planet gänzlich verdampft ist", so Linsky.