Forscher warnen Deutsche vor Naturkatastrophen
Seit 1970 hat sich die Zahl der extremen Wetterereignisse verdreifacht. Deutschland muss sich auf stärkere Stürme und kräftigeren Regen gefasst machen.
Nach Expertenmeinung wird die Sturmintensität und Niederschlagsstärke in Deutschland zunehmen
Die Zahl verheerender Stürme, Regenfälle und anderer wetterbedingter Naturkatastrophen hat sich in Deutschland seit den 1970er Jahren mehr als verdreifacht. Das geht aus Analysen des Rückversicherers Munich Re hervor, die am Dienstag beim sogenannten Extremwetterkongress in Hamburg vorgestellt wurden.
„Die Daten in unserer Naturkatastrophendatenbank zeigen ganz eindeutig: Die Anzahl der wetterbedingten Naturkatastrophen in Deutschland hat sich seit 1970 mehr als verdreifacht“, erklärte Peter Höppe, Leiter der Munich Re-Georisikoforschung. Nach seinen Angaben setzt sich der Trend fort.
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Die Unglücke des Jahres 2011 im Überblick
„Für die nächsten 30 Jahre rechnen Klimamodelle in Deutschland vor allem mit einer Zunahme der Sturmintensität und mit mehr Starkniederschlägen, die zu Überschwemmungen führen“, erklärte Höppe.
Auch global gebe es nach den Daten von Munich Re einen Trend zu größeren Schäden durch extreme Wetterereignisse. Ohne den Klimawandel sei dies „vermutlich“ nicht zu erklären, ergänzte Höppe. Es sei „die 'Wettermaschine', die gewissermaßen einen Gang höher schaltet“.
Zwei-Grad-Ziel nur noch theoretisch erreichbar
Auch der Deutsche Wetterdienst (DWD) wies bei dem Kongress auf Veränderungen bei Wetterextremen in Deutschland und weltweit hin. Analysen des umfangreichen historischen Datenarchivs des DWD zeigten dies mittlerweile deutlich, erklärte dessen Vizepräsident Paul Becker.
Klimaprojektionen des DWD zeigten außerdem, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts mit einer Zunahme der Zahl heißer Tage, mehr Starkniederschlägen und einem Anstieg der Häufigkeit von Winterstürmen um bis zu 50 Prozent zu rechnen sei, teilte Becker mit.
Bei dem hochrangig besetzten Extremwetterkongress beraten hunderte Experten einmal im Jahr über neue Erkenntnisse aus der Klima-, Unwetter- und Katastrophenforschung. Die Verbindung von Naturkatastrophen und Klimawandel ist dabei seit Jahren eines der Schwerpunktthemen des Treffens in der Hansestadt.
Die Erde an der Grenze der Tragfähigkeit
Die starke Belastung der Umwelt durch Verschmutzung stellt eines der größten Probleme der Menschheit dar. Sei es im Meer das Öl eines auf Grund gelaufenen Kühlschiffes...
Angesichts der prognostizierten Verknüpfung von Erderwärmung und häufigeren Wetterkatastrophen forderten die Teilnehmer stärkere Anstrengungen zum Schutz des Klimas. Das Zwei-Grad-Ziel, das als Basis internationaler Verhandlungen diene, sei nur noch theoretisch zu erreichen, erklärten die Veranstalter zum Auftakt des Kongresses.
Realistischere Szenarien ließen eher einen deutlich höheren Temperaturanstieg erwarten.
Internationale Klimapolitik vor "Scherbenhaufen"
Die internationale Staatengemeinschaft will den globalen Temperaturanstieg auf höchstens zwei Grad Celsius begrenzen. In dieser Größenordnung gelten die Folgen des Klimawandels noch als halbwegs beherrschbar. Experten bezweifeln angesichts schleppender Klimaschutz-Fortschritte allerdings zunehmend, dass dieser Wert eingehalten werden kann.
„Es bleibt nur noch ein kleines Zeitfenster von einigen wenigen Jahrzehnten, die Kehrtwende zu schaffen“, erklärte der bekannte deutsche Klimaforscher Mojib Latif.
Die internationale Klimapolitik stehe vor einem „Scherbenhaufen“. So sei der weltweite Ausstoß des Klimagases Kohlendioxid seit 1990 um gut 40 Prozent gestiegen, führte der Kieler Wissenschaftler aus.
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article13932505/Forscher-warnen-Deutsche-vor-Naturkatastrophen.html