Auszug aus:
Gottfried Hilscher ENERGIE für das 3. Jahrtausend
Innovation statt Strukturelle Ignoranz
VERLAG FÜR AUSSERGEWÖHNLICHE PERSPEKTIVEN
Seite 214
Phänomenal Energie aus Müll, aber nicht durch Verbrennung
Ein Phänomen ist eine bemerkenswerte Erscheinung in der realen, der
physischen Welt. Sie läßt etwas „durchscheinen". Was durchscheint, mag
entschlüssel- und erklärbar sein oder nicht, verstanden werden oder
rätselhaft bleiben: Phänomen bleibt Phänomen. Was die etablierte
Wissenschaft nicht er*klären kann, was sich unter den Dächern ihrer
Lehrgebäude nicht placieren läßt, pflegt sie auf verschiedene Weise zu
be*handeln. Verdrängen ist (zunächst) am problemlosesten. Vor*schnelle
Erklärungen mit dem Anspruch, so sei es und nicht anders, sind gefährlich,
denn sie könnten widerlegt werden. Ein Phänomen schlichtweg zu leugnen,
geht natürlich auch, aber damit ist es nicht aus der Welt. Die Geschichte
von Wis*senschaft und Technik ist voll von Beispielen „übersehener", aber
einstmals aufgezeichneter Phänomene, für die geradezu urplötzlich eine
nützliche Anwendung gefunden wurde. Weil der wissenschaftliche
Erkenntnisprozeß inzwischen fortge*schritten war, konnte auch das vormalige
Rätsel geklärt wer-
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den. Sollte dadurch eine „anerkannte Lehrmeinung" falsifi*ziert worden
sein, müßte sie nach Karl Poppers Wissen*schaftstheorie aufgegeben,
zumindest modifiziert werden. Auch das käme dem wissenschaftlichen
Fortschritt zugute. Ein eindeutig beobachtetes und protokolliertes Phänomen
einfach für unsinnig zu erklären, ist nicht nur unklug. Fort*schritt kann
dadurch um Jahrzehnte verzögert sowie der Ge*sellschaft eine bessere
Problemlösung vorenthalten werden.
Ein mysteriöser Reaktor
Was passiert, wenn man Hausmüll, vermischt mit alten Batte*rien und
Altölresten etwa, in einen thermisch isolierten Behäl*ter stopft, diesen
luftdicht verschließt und in ihm elektrische Lampen brennen läßt? Es wird
warm in dem Behälter, klar, der Druck in ihm steigt an. Eine Verbrennung
kann aber nicht stattfinden, denn dafür fehlt der Sauerstoff. So simpel die
Ver*suchsanordnung ist, theoretisch und auf Anhieb dürfte kaum jemand in
der Lage sein, vorherzusagen, was sich in dem Reaktorbehälter wirklich
abspielt. Dazu ist schon die Idee, so etwas überhaupt zu bauen, zu
ausgefallen. Es kann eigentlich nur Neugier auf einen begründeten Verdacht
hin gewesen sein, die einen Menschen auf so etwas kommen ließ.
Für den Siegerländer Jürgen Mundt war der Bau so eines „Reaktors"
naheliegend und die zwangsläufige Folge jahr*zehntelangen Nachdenkens. Wie
funktioniert der Kosmos? Kann Einsteins Formel E = m • c2 (Energie = Masse
x Lichtge*schwindigkeit zum Quadrat) stimmen? Nichts Geringeres als solche
Kardinalfragen beschäftigen diesen Mann seit nunmehr über 30 Jahren. In
seinem Kopf entstand ein physikalisches Weltbild, das er zwar mit
geläufigen Begriffen zu beschreiben vermag, über das sich aber selten auch
nur ansatzweise etwas
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in der wissenschaftlichen Literatur finden läßt. Sein Reaktor und ein
ganzes Bündel nachweisbarer Phänomene, die sich bei dessen Betrieb zeigen,
dürften zum Anlaß werden, unser von der Physik geprägtes Weltbild zu
überprüfen. Die Nutzan*wendung seiner Entdeckung und Erfindung verspricht
schon jetzt einen höchst brauchbaren Energieerzeuger. Weil in ihm Abfall
eingesetzt wird, auch Sondermüll, dürfte ihm darüber hinaus eine bedeutende
Entsorgungsfunktion zukommen.
Jürgen Mundt ist kein Phantast, sondern ein nüchterner Ingenieur. Er hat
Dreher gelernt, als Stahlwerker gearbeitet und Maschinenbau studiert. Mit
34 Jahren gründete er sein eigenes Ingenieurbüro. Planer und beratender
Ingenieur für Industrieanlagen steht auf seiner Visitenkarte,
Kraftwerks*technik, Umwelttechnik (Entschwefelung), Energietechnik
(Kohlevergasung) und „Sachverständiger für Abnahme- und
Genehmigungsverfahren". Zu seinen Auftraggebern gehörten das RWE ebenso wie
die KWU, für die er Anlagenpläne für Atomkraftwerke, für Wackersdorf und
Gorleben überprüft hat. Seit einiger Zeit hält ihn seine eigene
Energietechnik gefangen. Das Wissen darüber bezog er weit weniger aus
sei*nen angestammten Tätigkeitsbereichen als beispielsweise aus dem
Ausbruch einer Supernova im Universum. Wie alle Welt*bilder, so entstand
auch das des Jürgen Mundt im Kopf. Be*griffe wie Licht, Äther, Vakuum,
Gravitation und Magnetfeld sind für ihn Schlüssel zum Weltverständnis und
zur Erklärung dessen, was sich in seinem Reaktorgefäß ereignet. Daß er bei
dessen Betrieb immer noch von unerwarteten Effekten über*rascht wird,
könnte die Vermutung nur noch bestärken, daß Jürgen Mundt Hand angelegt hat
an das, „was die Welt im Innersten zusammenhält".
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Eine verblüffende Vorführung
Ich stehe in einem leergeräumten Raum eines westfälischen
Industriebetriebes. Auf einem Gestell ruht in horizontaler Lage ein etwa
ein Meter langer Behälter mit 80 Zentimetern Durchmesser. Er ist
doppelwandig, isoliert gegen Wärmever*luste. Ein Warmwasserkessel ist
einerseits über eine Vor- und Rücklaufleitung mit dem Inneren des Behälters
verbunden, andererseits an die Hausheizung angeschlossen. Damit wird im
Reaktorgefäß entstehende Wärme ausgekoppelt. In den Behälter hinein führen
Stromkabel zur Versorgung von vier*zehn Glühlampen mit einer Gesamtleistung
von zwei Kilo*watt. Enthält der eingesetzte Abfall viel Kunststoff oder,
wie an diesem Platz vorhanden, ausrangierte Videobänder, kann ein Heizstab
zugeschaltet werden. Wie der zugehörige Schalt*schrank verkabelt ist, weiß
nur Jürgen Mundt. Für den An*schluß der Lampen und des Heizstabes brauchte
er gewiß nicht so groß zu sein. Aber, und das ist eines der überraschen*den
Phänomene, aus dem Reaktor wird auch Elektrizität aus*gekoppelt. Sie kann -
über den Schaltschrank - einen 1,5 Kilowatt leistenden Elektromotor
versorgen, der seinerseits einen 9-Kilow.att-Generator antreibt. Meßgeräte
und Meß*möglichkeiten erlauben die Feststellung der Temperaturen im
Reaktorraum sowie in den Rohrleitungen; der Wasserdurch*fluß und die
elektrischen Ströme werden ebenfalls gemessen. Der Blick durch ein
Schauglas in den Reaktionsraum des Be*hälters veranschaulicht, daß sich da
drinnen etwas tut. Was?
Elf Kilogramm Abfall verstaut Mundt in dem Reaktor, den er danach gasdicht
verschließt. Nach acht Betriebstagen wird er erneut beladen. Etwa 80
Prozent des eingesetzten Materials sind in dieser Zeit verschwunden. Sie
sind einfach weg, haben sich irgendwie dematerialisiert. Präziser als mit
dieser der Esoterik entstammenden Vokabel kann man das nicht kenn-
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Reaktor von Jürgen Mundt. Durch das Schauglas ist das Licht der Lampen in
dem Behälter und eine Art Dunst zu erkennen, der auf gewisse Reaktio*nen
hindeutet. Oberhalb des Kessels die Wasserleitungen vom und zum
Warmwasserspeicher der Hausheizung.
zeichnen, was Wer geschieht. In meinem und im Beisein eines zweiten Zeugen,
der die Anlage bereits kannte, zirkulierten 2100 Liter Wasser in der Stunde
zwischen Reaktor und Warmwasserspeicher. Die Temperaturdifferenz zwischen
Vor-und Rücklauf betrug vier Grad. Daraus errechnete sich eine stündliche
Wärmeleistung von 9,6 Kilowatt. Verglichen mit der elektrischen Leistung
von zwei Kilowatt, die von den Lampen in der Reaktionskammer aufgenommen
wird, ist der Output an Wärme etwa zehnmal so groß wie der Input an
elektrischer Energie. Aber das ist noch nicht alles. Wird der 1,5 Kilowatt
leistende Elektromotor an „das System" ange*schlossen, und treibt er den
9-Kilowatt-Generator, läuft der übliche und verplombte Stromzähler deshalb
kein bißchen schneller. Augenscheinlich kommt die verbrauchte elektrische
Energie (neben der Wärme) ebenfalls aus dem Reaktor, in dem während der
ganzen Zeit ein geringer Unterdruck herrscht. Der Strom muß über die
Leitungen, die zu den Lampen führen, aus dem Reaktor ausgekoppelt worden
sein. Eine andere elektrische Verbindung gibt es jedenfalls nicht zwischen
dem Reaktorbehälter und dem Schaltschrank. - Jür*gen Mundt wollte
verstehen, wie der Kosmos funktioniert. Was er erkannte, hat er in einem
Mikrokosmos, seinem Reak*tor, umgesetzt.
Meßergebnisse von neutraler Seite bestätigt
Soweit meine nach bestem Wissen und Gewissen wiedergege*bene Beobachtung.
Jürgen Mundt, so scheint es, wundert sich schon bald über nichts mehr, was
seine Versuchsappäratur an Phänomenen offenbart. Zum Beispiel, daß sie um
so mehr elektrische Leistung abgibt, je mehr ein Verbraucher von ihr
abfordert. Offensichtlich baut sich auch ein magnetisches Feld auf, das zum
Beispiel die Nadel eines auf das Reaktorgehäuse gelegten Kompasses von der
Nordanzeige ablenkt. Weitere rätselhafte Phänomene, die Mundt deuten kann,
möchte er nicht mitgeteilt wissen.
In jüngster Zeit sind mehrere Reaktoren unterschiedlicher Größe entstanden
und von Neutralen untersucht worden. Bereits Anfang 1994 bestätigte die
DEKRA in einem Gutach*ten, daß während einer Vorführung kein Gasaustritt
aus der Reaktorkammer festzustellen gewesen sei und daß die einzige
Energiezufuhr von außen zwei 150-Watt-Halogen-lampen in der Kammer gegolten
habe. Zwischen Wasservor-und -rücklauf habe man eine Temperaturdifferenz
von etwa
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zehn Grad festgestellt. Ein umfangreiches Meßprotokoll liegt aus dem
Zentrum für experimentelle Gesellschaftsgestaltung (ZEGG) in Beizig
(Brandenburg) vor, wo ein Gerät eingehen*der getestet worden ist. Es
bestätigt die Befunde, über die hier berichtet wurde. Während der
UN-Klimakonferenz 1995 in Berlin kam es zur Begegnung von Jürgen Mundt und
Prof. Joachim Leuschner vom Berliner Naturtechnikinstitut. Wie*derum wurden
die Energieströme gemessen. Aus dem Ver*gleich der eingesetzten
Lampenenergie mit der in Form von Wärme und hochfrequenter elektrischer
Energie abgegebenen Leistung hat man laut Protokoll einen Überschußfaktor
von 2,89 errechnet. Erstmals ist hier in einem Versuchsbericht von
gemessener Radioaktivität die Rede. Das könnte darauf hin*deuten, daß in
dem Mundtschen Reaktor so etwas wie eine Kalte Fusion abläuft. Weil sich
die von Mundt behaupteten Wirkungen bestätigt haben, empfiehlt Leuschner
die systema*tische Weiterentwicklung der Sache bis hin zu einem
serien*mäßigen Produkt.
Diese Empfehlung in die Tat umzusetzen, sollte eigentlich viele umtreiben,
für die die künftige Energieversorgung und der Umweltschutz ein Thema sind.
Die Neugierigen unter den Physikern sollten der Reaktor aus dem Siegerland
und die bei diesem auftretenden Phänomene beunruhigen und zu eigenen
Experimenten mit Mundt zusammen anregen. Dessen Urheberschaft an dem
Reaktor ist geschützt. Unter der Num*mer DE 4326 632 C2 ist Jürgen Mundt am
11. Mai 1995 ein Patent auf sein Reaktionsgefäß erteilt worden, das „die
Ge*winnung von Wärme gestattet, wobei die erzielbare Energie*ausbeute um
ein Vielfaches höher liegt als die durch den Betrieb der Lichtquelle
eingebrachte Energie". Desweiteren, heißt es in der Patentschrift, gestatte
die Anordnung den Abbau toxischer und/oder strahlender Stoffe.
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Wir entwickeln blinde Flecken für das Ungewöhnliche, das uns
unwahrscheinlich vorkommt. Und doch ist das die reichste Quelle für große
Entdeckungen.
Hans Selye
Anomal, aber real: die Kalte Fusion
Zugegeben: Es ist nicht leicht, einer Idee, einer phänomenalen Beobachtung
oder einem experimentellen Befund „an*zusehen", ob daraus eine bedeutende
technische Innovation entstehen wird. Aber schon im Frühstadium von
Erkenntnis*prozessen können Entscheidungen fällig werden, die, einer
Weichenstellung gleich, aufs Abstellgleis oder in eine neue Richtung
führen. Selbst marktreife konkrete Maschinenent*wicklungen können
offensichtlich vollkommen unterschied*lich beurteilt werden, was dann
positive oder negative unter*nehmerische Entscheidungen zur Folge hat. Die
Gründe dafür liefert nicht immer der innovative Gegenstand selbst. Die
Gefahr von Fehlentscheidungen durch alle möglichen Fehleinschätzungen ist
stets gegeben. Daß Neues geradezu schlagartig einen Lawineneffekt auslösen
und binnen weniger Jahre ganze Branchen verändern kann, ist bekannt. Das
Tele*fax, das sich Siemens hat entgehen lassen, und der Personal Computer
(PC), dem IBM keine Zukunft einräumen mochte, sind Beispiele dafür. Aus
ihnen läßt sich freilich auch Tröstli*ches ableiten. Daß sich nämlich
bedeutende Neuerungen auch
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abseits von Großkonzernen und Multis durchsetzen können. Auf jeden Fall ist
jeder Unternehmer und Manager gut bera*ten, wenn er auch jenseits der
Grenzen seines angestammten Geschäftes „Zeichen der Zeit" zur Kenntnis
nimmt und nicht so lange verdrängt, bis er sie nicht mehr ignorieren kann.
Der Blick des Europäers über den Atlantik, darauf, was sich in den USA tut,
gehört in dieser Beziehung zu den einfachsten und einträglichsten Übungen.
Nimmt man den Energiesektor als Beispiel, so hat die Nut*zung der Atomkraft
ihren Zenit überschritten. Überhaupt scheinen Großkraftwerke in den USA
nicht mehr das alleinige Maß einer verläßlichen Energieversorgung zu sein.
Gesetzge*berische Maßnahmen und ein Umdenken bei vielen Energie-versorgern
haben dazu geführt, daß diese oft kaum noch Interesse daran zeigen, neue
Kraftwerke zu installieren. Statt dessen helfen sie ihrer Kundschaft,
Energie zu sparen und för*dern die Eigenstromerzeugung; Windkraft,
Photovoltaik, Solarwärme und Abwärmenutzung gewinnen an Bedeutung. Im
Januar 1996 veröffentlichte das in Washington ansässige Worldwatch
Institute unter der Überschrift „Power Shock" einen Artikel, den man als
Warnung an die Industrie verste*hen kann, die auf die heutige
Kraftwerkstechnik abonniert ist. Der Verfasser, Christopher Flavin, lenkt
den Blick vornehm*lich auf die weniger industrialisierten Länder, die
Exportkun*den der Kraftwerksindustrie. Gewöhnlich nicht zur Kenntnis
genommen, sind dort die Nutzung der sogenannten alternati*ven Energien und
das Energiesparen kräftig ausgeweitet wor*den. So sei es in China gelungen,
den industriellen Energie*verbrauch durch Nutzungsgradverbesserungen um 45
Pro*zent unter das prognostizierte Niveau zu senken. In Japan würden über
80 Prozent aller Haushalte von Energiesparlam*pen ausgeleuchtet. In Indien
seien bereits 500 Megawatt in Windkraftanlagen installiert. Worldwatch geht
davon aus, daß
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wir schon bald Zeugen der dramatischsten Veränderungen in der
Weltenergiewirtschaft der letzten hundert Jahre werden dürften.
Ignorieren wäre leichtfertig
Vieles von dem, davon bin ich überzeugt, was etwa in diesem Buch
angesprochen ist, wird noch nicht einmal spekulativ betrachtet. Als
Beispiel für eine Neuorientierung etablierter Energietechniker verweist
Flavin vom Worldwatch Institute auf ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem
Namen Ener-gyWorks. Es wurde von der großen Ingenieurfirma Bechtel
Enterprises Inc., die in den USA einmal der führende Planer von
Atomkraftwerken war, und der PacifiCorp, die im Nord*westen der USA mehrere
riesige Kohlekraftwerke betreibt, ins Leben gerufen. Das neue Unternehmen
wolle in Solar*energie und andere Energiesysteme investieren, die
„mensch*lichem Maßstab" entsprechen. An Energie, gewonnen aus der
sogenannten Kalten Fusion, konnte man bei der Firmengrün*dung wohl noch
nicht ernsthaft denken. Aber: Deren denk*bare Auswirkung auf ein
Unternehmen wie Bechtel zu igno*rieren, das könne man sich nicht leisten.
Diese Mitteilung stammt von Bruce Klein, einem Projektingenieur der Bechtel
Power Corporation. Er referierte über einen Entwicklungsan*satz zugunsten
der Kalten Fusion. Das war im April 1995 auf der 5. Internationalen
Konferenz über Kalte Fusion in Monte Carlo, Monaco. Die Liste der
Institutionen aus aller Welt, die daran teilnahmen, hätte prominenter nicht
sein können. Deutschland war (laut Teilnehmerverzeichnis) - lediglich,
könnte man sagen - mit dem I. Institut für Experimentalphy*sik der
Universität Hamburg, dem Institut für Astrophysik, Bonn, einem Institut mit
dem Kürzel ZSW sowie dem supra*nationalen Europäischen Patentamt vertreten.
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Bruce Klein erläuterte, bezogen auf die Kalte Fusion, eine Vorgehensweise,
die auch in anderen Fällen schlicht vernünf*tig ist. Daß er sich dabei auf
eine Sache konzentrierte, die noch in einem auch grundsätzlich umstrittenen
Experimen*tierstadium steckt, beweist wissenschaftliche Neugier,
Pio*niergeist und gesundes unternehmerisches Kalkül. Bechtel widmet sich
der Kalten Fusion im Rahmen eines Stufenplanes mit kalkulierbaren
Risikoschritten und Entscheidungspunk*ten, von denen aus der Weg im Falle
positiver Beschlüsse auf immer höhere Niveaus des Engagements führen würde.
Selbstverständlich bei zunehmendem Kapital- und Personal*einsatz. Zwei
Voraussetzungen für den Einstieg seiner Firma sind für Bruce Klein bereits
erfüllt: Erstens sei der Effekt der Kalten Fusion in seinen verschiedenen
Erscheinungsformen real. Und dessen Existenz noch immer beweisen zu wollen,
rechtfertige keine weiteren Mittel mehr. Zweitens liege es nicht im
Interesse von Bechtel, selbst die weitere Erforschung der Kalten Fusion zu
betreiben. Deren Fortschritt hänge von der Zusammenarbeit vieler ab, und
daran werde sich Bechtel beteiligen. Die Wirtschaftlichkeit der
Stromerzeugung aus der Kalten Fusion dürfte laut Klein erst mit großen
Kraftwerken erreichbar sein. Spätestens dann würden sich die etablierten
Energieversorger dafür interessieren, werden die Leistungen der
Bechtel-Ingenieure begehrt sein. Klein erläuterte acht Phasen, wie sich
seine Firma an der Einführung der neuen Energietechnik beteiligen könnte:
1. Erarbeitung eines profunden firmeneigenen Verständnisses der Thematik.
2. Ermittlung der wichtigsten Parameter für den praktischen Anlagenbau, die
Wirtschaftlichkeit und den zeitlichen Ablauf der Implementierung der
Technik.
3. Studium der juristischen Implikationen.
4. Identifizierung des verbleibenden Arbeitsumfanges.
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5. Festlegung der Art der Zusammenarbeit mit anderen.
6. Verteilung der notwendigen Versuche (nach 4) auf die (nach 5) am
Gesamtprojekt Beteiligten.
7. Entwicklung von Prototypen; Testanlagen für Teilbereiche, komplette
Pilotanlagen.
8. Beginn der kommerziellen Einführung der neuen Kraft*werkstechnologie.
Verlacht und ausgegrenzt
Eingedenk der am Anfang dieses Buches analysierten Struktu*rellen Ignoranz
könnte ein Rückblick auf die kurze Geschichte der Kalten Fusion
nachdenklich stimmen. Im März 1989 berichteten Martin Fleischmann,
pensionierter Chemieprofessor an der südenglischen Universität
South-ampton, und Stanley Pons, Dekan der Chemischen Fakultät der
University of Utah, USA, über Beobachtungen bei der Elektrolyse von
schwerem Wasser an einer Palladium-Elek*trode (Pd). Die festgestellte
Überschuß wärme sowie die nach*gewiesene Gamma- und Neutronenstrahlung
schrieben sie einer Verschmelzung von Deuteriumatomen zu Tritium zu. Die
Veröffentlichung des experimentellen Befundes löste unter Chemikern,
Elektrochemikern und Physikern eine hef*tige Kontroverse aus. Die
„Ungläubigen" waren, insbeson*dere in Deutschland, in der großen Mehrheit.
Besonders skeptisch gaben sich die Physiker, denn die Kernfusion war
schließlich ihr Metier. Ausgerechnet Chemi*ker sollten ihnen ins Handwerk
gepfuscht haben, die sich vor*her noch nicht einmal in der physikalischen
Gelehrtenlitera*tur über die vermeintliche Kalte Fusion verbreitet hatten.
An der „wirklichen" Kernfusion, die, wie auf der Sonne, nur eine „heiße"
sein könne, arbeite man schließlich schon seit Jahr-227
zehnten. Die positiv geladenen Atomkerne, das ist Schulweis*heit, können -
unter Freisetzung großer Energiemengen -lediglich dann miteinander
verschmelzen, wenn sie sich sehr nahekommen. Nur dann können die
abstoßenden elektri*schen Kräfte überwunden werden. Die Fusionstemperatur
von über hundert Millionen Grad läßt sich nur erreichen, wenn die Teilchen,
eingeschlossen in einen „Magnetfeldkä*fig", mit hoher Geschwindigkeit
aufeinander zurasen und dabei in einem gewissen Umfang miteinander
kollidieren. Bei Fusionstemperatur sind die Atome in Elektronen und Kerne
zerlegt; man spricht von einem „Plasma". Wie viele Jahr*zehnte es noch
dauern mag, bis es in einem Fusionsreaktor zu einem dauerhaften und
kontrollierten „thermonuklearen Brennen" kommt, vermag niemand zu sagen.
Außer der Fusi*onstemperatur kommt es auch auf die Teilchendichte und die
„Energieeinschlußzeit" (Teilchen je Kubikzentimeter mal Sekunden) an. Ob
das Feuer überhaupt jemals zum Brennen kommt und ob die auch mit diesem
nuklearen Verfahren ver*bundenen atomaren Risiken verantwortet werden
können, ist heute mehr als fraglich.
Erfolgreiche Ketzer
Was Tausende gescheiter Physiker und Milliardeninvestitio*nen nicht zuwege
gebracht haben, die Urgewalt der Kern*schmelze zu entfesseln, das sollten
zwei Chemiker in einem simplen Wasserglas vollbracht haben? Lachhaft. „Das
ist Ket*zerei", verkündete John Maddox, der ehemalige Chefredak*teur der
wissenschaftlichen Zeitschrift „Nature". Pons und Fleischmann wurden
arbeitslos. Waren das aber nicht lange. Die beiden begaben sich nach
Südfrankreich ins Exil und machten weiter; finanziert zunächst von einer
japanischen Forschungsstiftung. Auf solider experimenteller Basis, wie
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sich inzwischen bestätigt hat. Fleischmann hatte sich an die Arbeit eines
Göttinger Kollegen erinnert, der die Eigenschaf*ten des Edelmetalles
Palladium (Pd) studiert hatte. Dieser Stoff saugt begierig Wasserstoffatome
auf, bis zum 870fachen seines eigenen Gewichtes. Nach fünf Jahre dauernden
Versu*chen mit einer elektrolytischen Anlage fanden Pons und Fleischmann
heraus: Wenn lange genug Strom von einem Faden aus Platin (Pt) zu einem
Palladiumstift, fließt, entsteht plötzlich Wärme. Überschußenergie, die mit
der zugeführten elektrischen Energie und den abgelaufenen chemischen
Reak*tionen nicht zu erklären war. Als auch noch nukleare Strah*lung
nachgewiesen werden konnte, war klar, daß ein nuklea*rer Prozeß abgelaufen
sein mußte. In vielen Labors wurde versucht, die
Pons-Fleischmann-Experimente nachzuvollzie-hen. Nachdem diese Versuche,
eilfertig angestellt und ohne die beiden Entdecker zu konsultieren, nicht
die (meistens auch gar nicht) erwarteten Ergebnisse zeitigten, schien
wieder einmal ein großer Bluff entlarvt.
Skepsis überwunden, geforscht wird weltweit
Eine Vielzahl renommierter Forschungsinstitute und wahr*scheinlich Tausende
von Wissenschaftlern weltweit haben sich davon aber offenbar nicht
beeindrucken lassen. Gegen eine überwältigende Skepsis, die zuweilen
pathologische Züge annahm, begannen sie mit neuen Experimenten, blieben
rät*selhaften Phänomenen auf der Spur. Geld scheint heute genü*gend
vorhanden, wie die 1995 auf der Konferenz in Monte Carlo vertretenen
Staatsinstitute und Weltfirmen (auch aus der Ölbranche) vermuten lassen.
Wie immer, wenn Neuland vom Ausmaß eines Kontinents betreten wird, gilt es,
ein Puzzle aus vielen schwer einzuordnenden Teilen zusammen-
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zusetzen. Diese entstehen heute mit Hilfe origineller Ver*suchsanordnungen,
verschiedener Stoffpaarungen und neu*entwickelter Meßgeräte; zum Beispiel
zur direkten Ermitt*lung der im Verlaufe eines atomaren Prozesses
entstehenden Wärme. Es stört nicht, daß die Theoriebildung den
experi*mentellen Befunden weit hinterherhinkt. Endlich läuft einmal etwas
anders ab, als es den Erfahrungen der meisten erfinderi*schen Menschen
entspricht. Kommt von denen einer mit einer neuen Theorie daher, sagt ihm
der Experte: „Beweis' mir's." Führt er seine Sache vor, heißt es: „Erklär'
mir's, dann will ich's dir glauben." Wie Aspirin genau wirkt, merkte ein
Schelm in Monte Carlo an, wisse man schließlich immer noch nicht genau.
An der Tatsache, daß es das gibt, was man Kalte Fusion nennt, dürfte kaum
noch einer der Konferenzteilnehmer auch nur den geringsten Zweifel haben.
Vortragende berichteten von einigen hundert bis tausend Prozent
Überschußwärme, die sie zuweilen bereits nach kurzer Prozeßdauer (zum
Bei*spiel 20 Minuten) gemessen hätten. Die USA, so lautete ein Kommentar
eines Amerikaners, könnten - im Gegensatz zu Japan und Italien etwa -
schlecht beraten sein und dürften ihrer Wirtschaft keinen Gefallen tun,
wenn sie weiterhin nur sehr zögerlich Patente auf die Kalte Fusion
erteilten.
US-Patent auf eine „Power Gell" erteilt
Auf eine der am meisten beachteten Entwicklungen, die des 74jährigen
Amerikaners A. Patterson, Inhaber von über hun*dert Patenten, ist am 7.
Juni 1994 ein US-Patent erteilt wor*den. Sein harmlos klingender Titel
lautet: „Method for Elec-trolyses of Water to Form Metal Hydrid". Die
Patterson Power Gell (PPG) wird von der Clean Energy Technologies,
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Inc. (CETI) weiterentwickelt. Ein unabhängiger Wissen*schaftler, Dennis
Cravens, der sie getestet hat, berichtete im März 1995, daß sich das
Verhältnis von Überschuß- und zu*geführter Energie stets zwischen l: l und
2: l bewegt habe. Im Herbst 1995 hatte CETI rund 500 Forscher aus dem Lager
der „Heißen Fusion" zu einer Vorführung eingeladen. Einem Bericht der
Zeitschrift „Infinite Energy" zufolge wurde die PPC mit normalem kaltem
Wasser betrieben. (Nicht mit schwerem Wasser, wie es von Pons und
Fleischmann anfangs verwendet wurde.) Bei 60 Milliwatt Eingangsleistung
habe die kleine Zelle permanent zwischen vier und fünf Watt an ther*mischer
Energie abgegeben. Das Output-Input-Verhältnis wurde zu 80: l berechnet. Es
werde nicht mehr lange dauern, bis so eine Zelle mit selbsterzeugtem Strom
laufe, meinten viele Tagungsteilnehmer. Die armen „Heißfusions" -Forscher
hätten sich vorkommen können wie Verkäufer von Pferdekut*schen um 1910, als
die ersten motorisierten Kutschen an ihnen vorbeizogen.
Die Konsequenzen, die aus dem erreichten Entwicklungs*stand der Kalten
Fusion gezogen werden können, faßte in Monte Carlo Edmund Storms,
pensionierter Wissenschaftler vom Los Alamos National Laboratory, wie folgt
zusammen: „Das Phänomen der Kalten Fusion ist immer und immer wie*der
demonstriert worden. Zu fragen bleibt, ob sich der Effekt großtechnisch
verstärken läßt. Sollte das gelingen, wird diese Energiequelle
wahrscheinlich die meisten der Gegenwart ab*lösen. Beginnend mit Japan,
gefolgt von der Dritten Welt. Es bedarf wenig Vorstellungskraft, was mit
den Ländern passiert, die diese Energiequelle ignorieren. Sollte das klug
sein, nur weil ein paar einflußreiche Wissenschaftler glauben, stark genug
zu sein, die anwachsende Menge positiver Resultate verdrängen zu können?
Wäre es nicht ratsamer, etwas Geld zu riskieren für den Fall, daß diese
Skeptiker irren?"
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