Libyen: Krieg gegen ein historisches Wasserprojekt?
In den letzten Tagen sind überall im Internet ungefähr gleich lautende Beiträge aufgetaucht. Der Inhalt erscheint grundsätzlich fundiert. Libyen und ganz Nordafrika hätten sich mit einem Wasserprojekt buchstäblich „selbständig“ machen können - DAS habe den USA nicht gepasst. Wenn dies zuträfe, müsste vermutet werden, dass hier ein WIRTSCHAFTLICH MOTIVIERTER UNTERDRÜCKUNGSKRIEG zum Nachteil der Menschen und des Globus vorliegt.
Dazu erinnert sich Harald Bock von der Deutsch-Arabischen Gesellschaft: „Dieses Wasserprojekt war ein Spleen von Gaddhafi. Man braucht 12 bar Druck, um das Wasser zu transportieren, der würde die Zementrohre in 20 Jahren ruinieren, dann muss man alles noch einmal bauen. Außerdem verschwindet 50% des geförderte Wassers unterwegs.“
Und auch an einem anderen Wasser-basierten Vorhaben, einem Ernährungsprojekt in Mali, gibt es Kritik.
Aber: In einer Vorlesung von 2004 sagt der preisgekrönte US-Wissenschaftler Dr. Loucks nichts über derartige Dinge un dberuft sich dabei auf zwei unabhängige Studien (pdf). Seine Arbeit fand Eingang die Projektplanung Libyens.
Und: Ein ausführlicherer BBC-Report von 2006 wiederholt diese Kritik nicht. Ebensowenig die Encyclopedia Britannica von 1996. Auch nicht der Christian Science Monitor von 2010. Er bringt stattdessen eine andere Idee: Das angezapfte unterirdische Reservoir könne womöglich nur 60-100 Jahre halten, danach müsse man Wasser importieren oder entsalzen (na und? Bis dahin ist die Wüste grün - und die Technologie ist ein andere Welt. - Anm. CRH).
Ganz besonders seltsam ist ein UNDP-Beitrag über Libyen, der kurz vor Fertigstellung der dritten Phase erschien, 2009. Hier wird das Jahrtausendprojekt mit keinem Wort erwähnt, allerdings scharf kritisiert, die Wasserpolitik Libyens sei riskant und das bisherige Management gefährde die schmalen Ressourcen.
Hier wird noch mehr Kritik zusammengefasst: Das Wasser werde nicht ersetzt, das Projekt sei nicht nachhaltig. Es werde ein Pumpen-Rennen aller Länder geben (Tschad, Sudan), die auf dem unterirdischen Reservoir sitzen, weil jeder so schnell wie möglich so viel wie möglich aus dem Boden ziehen wolle.
Aber aus anderer Quelle wird ersichtlich, dass die USA über IWF und Weltbank schon im Sudan einen Kanalbau (Jonglei Kanal) stillgelegt haben, der sehr wichtig gewesen wäre für das arme Land - und ähnliche Politik gegenüber Ägypten wird ebenfalls zitiert. Das ist eine Unterdrückungspolitik, unabhängig von meinem libyschen Forschungsprojekt hier.
Und Bock erinnert an das größte Stahlwerk Afrikas, Misurata (300 km östlich von Tripolis), das Gaddhafi ohne jede geschäftliche Einbindung einfach so habe hinstellen lassen - zur Freude der beauftragten Firmen, die sich um diese Dinge nicht kümmern mussten.
Und ich selbst erinnere mich an meine Bearbeitung des Themas Nuklear-Proliferation („Brandherd Pakistan“), bei der herauskam, dass Gaddhafi für eine Milliarde Dollar Utensilien zum Aufbau seiner eigenen Atom-Industrie bei Khan in Pakistan bezogen hatte - und als er 2003 kurz vor Beginn des Überfalls auf den Irak das ganze Projekt zunächst dem britischen MI6 und dann den USA eröffnete (Sohn Saif ul-Islam flog nach London) und das ganze Zeug ausfliegen ließ, befand es sich nach Augenzeugenberichten noch in Kisten: In Libyen war niemand in der Lage, Gaddhafis atomare Einkaufstüten auch nur fachmännisch auszupacken, geschweige denn daraus eine funktionsfähige Anlage zu basteln.
Aber: Gibt es nicht bei jedem Großprojekt Unkenrufe? Und ist nicht Gaddhafi alles Andere als ein Liebling des Westens, immer gewesen? Und ist es nicht eine südkoreanische Baufirma, die den Zuschlag für den Bau der 2.500 km Rohrleitung bekommen hat - statt die ewigen Halliburton, Hochtief oder wie sie alle heißen?
Und sollte man nicht die Libyer bauen lassen, was SIE für das Beste für ihr Land halten, weil ja aus unserem Kulturkreis für andere Länder offenbar zumeist das zu hören ist, was das Beste für UNS wäre? (Achtung: Ich werde nach weiteren glaubwürdigen Quellen suchen und bin dankbar für Anregungen!:
md@hoerstel.ch)
Unterdessen bombardieren Nato-Alliierte Tripolis. Alles Lüge mit dieser Flugverbotszone? Hier wird auf alle Fälle versucht, Gaddhafi zu töten. Nebenbei gefunden: stichhaltige, klare Verurteilungen (pdf) (pdf) unserer Kriegspolitik gegen Libyen.)
Zurück also zum Gedanken an den wirtschaftlichen Unterdrückungskrieg:
Im Wesentlichen kopiere ich hier (leicht korrigiert) zwei Beiträge vom „honigmann“ und „politaia.org“. Exakt nachprüfen konnte ich die Inhalte nicht, doch legen die im Text und unten angegebenen Querverweise und diese Datenüberblicke (pdf) (pdf) nahe, dass alles korrekt ist. Die deutschen Blogs übersetzen allerdings lediglich einen amerikanischen, man hat hier kopiert, 3. März 2011.
Die Dämonisierung Gaddhafis in der westlichen Pressehurerei nach dem Motto: “Ein bisschen Wahrheit vermischt mit einer Menge Lügen” lässt nur zu deutlich darauf schließen, wer hinter der “Libyschen Revolution” steckt. Nachdem die Russen die westliche Presse wieder einmal wegen der angeblichen Bombardierung der Bevölkerung durch Gaddhafis Luftwaffe der Lügen strafen konnten, ist es keineswegs mehr von der Hand zu weisen, dass die “Libysche Revolution” in Gänze auf Befehl der einschlägigen Weltbrandstifter in London angezettelt wurde.
Die “eingefrorenen” Milliarden im Ausland, die angeblich im Privatbesitz Gaddhafis waren, dürften eher Gelder sein, die dem libyschen Staat gehören. Und an die wollen die Globalisten heran. Wo werden wohl Mubaraks abgebliche 70 Milliarden Auslandsguthaben landen? Und in Zukunft die saudischen , bahrainischen und kuwaitischen Auslandsvermögen? Gewiss nicht bei der Bevölkerung dieser Staaten. Noch lukrativer sind natürlich die Erdölbestände dieser Länder, die bald unter direkter Kontrolle der Londoner City stehen werden.
Gaddhafi ist (oder war) die vielleicht wichtigste Figur in Nordafrika, denn es hat sein Land an die Spitze des afrikanischen Kontinents gebracht und die Erdöleinnahmen Libyens nicht in Paläste, Yachten und Fuhrparks gesteckt, sondern in sein Land investiert. Darauf wurde in diesem Artikel schon eingegangen. Aber das ist noch nicht alles:
Der “wahnsinnige” Gaddhafi hat 1980 ein riesiges Projekt zur Wasserversorgung für Libyen, Ägypten, Sudan und den Tschad begonnen und beinahe fertiggestellt. Es ist gefährlich, ohne einen Cent der Weltbank und des IWF ein Projekte durchzuziehen, welches das Potential hat, ganz Nordafrika in einen blühenden Garten zu verwandeln. Das steht dem Ziel der Destabilisierung der Region entgegen, welche die Londoner City anstrebt, um die Weltdiktatur der Konzerne durchzusetzen. Am 01. September 2010 konnte der erste Großabschnitt des Projektes nach dreißigjähriger Planung und Bauzeit in Betrieb genommen werden. Das sind 5 Monate vor Beginn der Unruhen, also bevor das Projekt im wahrsten Sinne des Wortes Früchte tragen konnte.
http://www.rsat.at/forum/index.php?page=Thread&postID=24300
Im Süden Libyens gibt es vier große Wasserreservoirs (Kufra basin, Sirt basin, Morzuk basin und Hamada basin), in denen 35.000 Kubikkilometer(!) Wasser lagern. Um sich von der Größe der Reservoirs ein Bild zu machen: Nehmen Sie die Fläche der Kolonie Deutschland und stellen sie sich einen ebenso großen See mit 100 Metern Wassertiefe vor! Diese quasi unerschöpflichen Wasserreserven sind für die Globalisten, die das Weltwassergeschäft monopolisieren wollen, viel wichtiger, das das libysche Öl! Ein Kubikmeter unbelastetes, extrem reines Wasser kann mit einem Kostenaufwand von unschlagbaren 35 Cent gefördert werden.
Unterstellt man einen Abgabepreis von nur 2 Euro/Kubikmeter (den Globalisten werden sicherlich lukrativere Geschäftsmodelle einfallen), so beziffert sich der Wert dieser Wasserreservoirs höchster Güte auf 58 Billionen (58.000.000.000.000.-) Euro!
Mit diesem Projekt hätte Libyen eine wahrlich “grüne Revolution” in Gang gesetzt und die Versorgung Afrikas mit Lebensmitteln übernehmen können. Vor allem hätte es Libyen und Nordafrika aus den Klauen des IWF befreit und unabhängig gemacht. Selbstversorgung? Ein Reizwort für das Bankster- und Konzernkartell, das auch schon den Jonglei-Kanal vom weißen Nil in den Süden Sudans blockierte, in dem die CIA die Sezessionskriege im Südsudan anheizte. Die Globalisten setzten lieber auf teure Entsalzungsanlagen, selbstverständlich über die Weltbank finanziert und von ihren Konzernen erbaut.
Am 20.03.2009 konnte man in den Maghreb-Nachrichten lesen:
„Libysche Offiziere präsentierten zum ersten Mal auf dem 5. Weltwasserforum in Istanbul ein Projekt zur Wasserförderung, das auf 33 Milliarden Dollars geschätzt wurde. Das Projekt wurde als die 8. Weltwunder bezeichnet und sieht die Errichtung eines künstlichen Flusses vor, damit die Bevölkerung im Norden Libyens mit trinkbarem Wasser versorgt werden können. Die Projektarbeiten wurden seit 1980 im Auftrag Gaddhafis begonnen. 2/3 des Projekts wurde bereits fertig gestellt. Es handelt sich um eine 4.000 km lange Wasserleitung, die im Grunde liegendes und hochgepumptes Wüstenwasser durch die libysche Sahara in den Norden fließen lässt. ,Die Studien zeigten, dass das Projekt kostensparender als die anderen Alternativen war‘, meldete der für das Grundwassermanagement zuständige Libyer Fawzi al Sharief Saeid.“ (Leicht von mir korrigiert - Anm. CRH)
Gabron-See, einer der Germa-Seen, Fezzan, Libyen (Photo: Martin Spencer).
„Wüstenprojekte begrünen“
Wie in Jardinah und Sulug nahe der Küste südlich von Bengasi gibt es einige hochgradig künstlich bewässerte und sehr viel größere farmen in der Wüste, die durch Wasser aus dem „Großen menschengemachten Flussprojekt“ bewässert werden. Dieses Projekt zapft ungeheuer große Wasserreservoirs im Untergrund an. Die beiden größten Farmen befinden sich nahe Kufra in der östlichen Zentralwüste und bei Makunsah, 50 Kilometer südlich des mittleren Sees des Germa-Seenkomplexes. Diese Farmen haben ein Mikro-Klima, das sich vom umgebenden Wüstenklima stark unterscheidet.
Der Wasservorrat reicht nach Berechnungen bis zu 4.860 Jahren, wenn die davon profitierenden Staaten Libyen, Sudan, Tschad und Ägypten ihn wie es vorgesehen verwenden.
Warum erfährt man davon bei uns so wenig? Bei der Einweihungsfeier sagte Gaddhafi , dass dieses Projekt “die größte Antwort auf Amerika ist, das uns anklagt, den Terrorismus zu befördern.” Auch Mubarak war ein großer Anhänger des Projekts.
Quelle:http://www.hoerstel.ch/hoerstel/News/Eintrage/2011/3/20_Libyen__Sollte_ein_historisch_wichtiges_Wasserp rojekt_gestoppt_werden.html