Geld ist das allgemeine, universell anerkannte Tauschmittel. Geld ist ein Gut wie jedes andere, mit der Besonderheit, dass es das „liquideste“ Gut von allen ist: Es lässt sich am besten gegen andere Güter eintauschen…
Damit ein Gut als Geld funktionieren kann, muss es bestimmte physische Eigenschaften haben: Es muss knapp, homogen, teilbar, prägbar, haltbar, transportabel und allgemein wertgeschätzt sein.
Die Geldgeschichte zeigt unmissverständlich: Edelmetalle erfüllten die Geldfunktion am besten. Wann und wo es Menschen möglich war, wählten sie Edelmetalle, vor allem Gold und Silber, zuweilen auch Kupfer, als Geld.
Ob US-Dollar, Britisches Pfund, Französischer Franc, die Deutsche Reichsmark oder die D-Mark: Sie waren alle ursprünglich, gewissermaßen in ihrem Entstehungszeitpunkt, durch Gold gedeckt.
Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurde ihnen jedoch die Golddeckung entzogen. Dadurch wurden sie zu nicht einlösbarem, beliebig vermehrbarem Papier- oder Fiat-Geld.
Bitcoin
Mittlerweile euphorisiert ein neues, Internet-basiertes Tauschmittel: der Bitcoin. Er ist gewissermaßen eine „virtuelle Münze“, die zu Kauf- und Anlagezwecken verwendet werden kann.
Bislang ist der Bitcoin (noch) kein Geld, aber er wird schon als ernstzunehmender Kandidat gesehen, der zu Geld aufsteigen könnte – als Konkurrent zum Beispiel zum US-Dollar, Euro oder chinesischem Renminbi.
Was macht Bitcoin besonders? Der Bitcoin wird im freien Markt produziert, durch das freie Angebot von und der freien Nachfrage nach Bitcoin. Der Staat kann die Menge der Krypto-Einheit nicht beeinflussen.
Das Angebot von Bitcoins, so sieht die Blaupause des Erschaffers es vor, ist begrenzt: Maximal wird es 21 Millionen Bitcoins geben. Der Bitcoin ist teilbar, er lässt sich in kleine Stückelungen unterteilen.
Wenn die Bitcoin-Menge nicht beliebig – aufgrund von politischen Motiven – vermehrbar ist, so spricht das für eine relativ stabile Kaufkraft des Bitcoin im Vergleich zu den beliebig, von Zentralbanken vermehrbaren Papierwährungen.
Der Bitcoin lässt sich auf dem Internet abspeichern. Der Zugang zu diesem Tauschmittel ist damit jederzeit sichergestellt, egal, wo auf der Welt der Besitzer des Bitcoin sich gerade aufhält, egal ob Banken geöffnet sind oder nicht.
Ja, ja, ja, bla, bla, bla! Aber immer nur, wenn Hardware und Strom vorhanden sind!
Was man über Bitcoin wissen sollte
Bitcoin ist ein Computer- beziehungsweise Internet-basiertes Tauschmittel, er ist gewissermaßen eine „virtuelle Münze“. Ein Bitcoin wird mittels Com-puterleistung „errechnet“. Der Aufwand (Zeit) dafür ist allerdings sehr hoch, und die maximale Zahl der errechenbaren Bitcoins wird auf 21 Millionen Einheiten beziffert.
Jeder Bitcoin hat eine eigene Kodierung, ist also „einmalig“. Der Bitcoin wird frei am Markt gehandelt. Es gibt fortlaufend Wechselkurse zwischen Bitcoin und den offiziellen Währungen (wie US-Dollar, Euro, japanischer Yen etc.). Man kann den Bitcoin erwerben, indem man ein Konto („Wallet“) im Peer-to-Peer-Netzwerk einrichtet, auf dem der Bitcoin dann gespeichert wird. Der Bitcoin kann dann – wie die offiziellen Währungen auch – zu Tauschzwecken eingesetzt werden.
Der Bitcoin hat eine Reihe von attraktiven Eigenschaften, die ihn zu einem Kandidaten für „gutes Geld“ machen. Er wird dezentral produziert, die Bitcoin-Menge kann also nicht von zentraler Stelle beeinflusst werden, und somit ist sein Tauschwert nicht nach politischen Erwägungen veränderbar, wie es beim heutigen Papiergeld der Fall ist. Der Bitcoin ist fälschungssicher, er trägt eine einmalige Kodierung. Mit ihm lassen sich Zahlungen auch und gerade grenzüberschreitend mit geringsten Kosten durchführen. Unbedingte Anonymität gibt der Bitcoin seinem Verwender jedoch nicht – wie häufig zu hören ist. So lässt sich beispielsweise der Erwerb des Bitcoin, wenn er per Banküberweisung bezahlt wird, „nachvollziehen“.
Der Nutzen
Die Nachfrage nach Bitcoin wird derzeit zum einen getrieben von der Erwartung, die digitale Einheit könnte zum „echten“ Geld aufsteigen, also zum überlegenen Konkurrenten der etablierten Papierwährungen werden.
Zum anderen spekulieren Bitcoin-Nachfrager wohl auch darauf, dass der Wert des Internetgeldes (noch) weiter steigen wird gegenüber den Papierwährungen; sie setzen also auf weitere „Kapitalgewinne“ des Bitcoin.
Bitcoin-Nachfrager sehen in der virtuellen Münze in jedem Falle eine lohnende Diversifikationsmöglichkeit für ihre Geldhaltung: Die Kasse wird nicht nur in Euro oder US-Dollar, sondern auch in Bitcoin gehalten.
Doch letztlich dürfte die Attraktivität des Bitcoin vor allem in der Möglichkeit bestehen, über ein Tauschmittel zu verfügen, dass dem Zugriff des Staates entzogen ist, dessen Wert vom Staat nicht manipuliert werden kann.
Damit verbunden ist vielleicht auch die Aussicht, Transaktionen mit Bitcoin abwickeln und auf diese Weise zum Beispiel staatlichen Repressalien (wie zum Beispiel der Mehrwertsteuer) ausweichen zu können.
Vollkommene Anonymität lässt sich allerdings auch mit dem Gebrauch von Bitcoin nicht erreichen: Derjenige, der zum Beispiel Bitcoin per Überweisung von seinem Girokonto erwirbt, hinterlässt nachvollziehbare „Spuren“
Hürden
Die weitere Entwicklung des Bitcoin dürfte entscheidend von der Haltung abhängen, die die Staaten gegenüber einer neuen Währung einnehmen werden. Und der Staat wird die Bitcoin-Entwicklungen aufmerksam beobachten.
Denn schließlich waren und sind Geldfragen – vor allem Fragen der Geldordnung und des Geldwesens – in der Regel immer Machtfragen, sind also geradezu unzertrennlich mit dem Staat verbunden.
Ein Geld, auf das der Staat keinen (beherrschenden) Zugriff hat, wie es die Entwickler des Bitcoin anstreben, könnte daher staatliche Gegenmaßnahmen nach sich ziehen (Beschränkungen, Verbote etc.).
Allerdings lassen sich, und die Geschichte zeigt das nur zu deutlich, marktgetriebene Entwicklungen nicht dauerhaft durch staatliches Gegenhalten unterdrücken, geschweige denn dauerhaft ganz aus der Welt schaffen.
Der „Währungswettbewerb“, den das Entstehen des Bitcoin in Gang gesetzt hat, scheint vor allem aufgrund von zwei Faktoren eine konstruktive Entwicklung und damit gesamtgesellschaftlich begrüßenswert zu sein
Währungswettbewerb
Erstens übt der „Wettbewerb der Geldarten“ auf jeden Geldanbieter einen disziplinierenden Druck aus. Gerade Zentralbanken würden nämlich angehalten, für „besseres Geld“ zu sorgen.
Ihnen würde es erschwert, die Fiat-Geldmengen ungehemmt zu vermehren und dadurch den Fiat-Geldwert zu schmälern. Denn ansonsten würde die Nachfrage nach Fiat-Geld abnehmen, es würde seine Marktfähigkeit einbüßen.
Zweitens würde ein Wettbewerb der Währungen nicht nur den Bitcoin, sondern vor allem auch andere Geldarten wie insbesondere Edelmetalle aus Sicht der Geldnachfrager attraktiv(er) machen.
Folgender Schluss lässt sich ziehen:
Der Bitcoin dürfte umso attraktiver sein (und umso teurer gegenüber dem Fiat-Geld werden), je stärker der Staat einen freien Währungswettbewerb verhindert. Und je umfangreicher sich ein Währungswettbewerb entfalten kann, desto attraktiver dürften aus Sicht der Geldverwender neben Bitcoin auch andere Tauschmittel beziehungsweise Geldarten werden wie zum Beispiel Edelmetalle.
So könnten Lagerstellen für Edelmetalle Dienstleistungen für Verwahrung und Zahlungsverkehr anbieten – etwa, indem die Edelmetalllagerung verbrieft und die „Quittungszettel“ als Geld(-substitute) verwendbar sind.
Denkbar wäre natürlich auch, dass man über die eingelagerten Edelmetallbestände per Internet-Zahlung verfügen kann, dass sich also zum Beispiel ein „digitalisiertes Goldgeld“ herausbildet.
Bei einem freien Währungswettbewerb ist sogar vorstellbar, dass die relative Attraktivität des Bitcoin etwa gegenüber Gold und Silber (vom heutigen Stand aus betrachtet) abnimmt.
Denn ein Edelmetallgeld, über das sich ungehindert verfügen lässt, und das vor staatlichen Eingriffen geschützt ist, dürfte gegenüber Geldarten wie zum Beispiel Bitcoin sogar entscheidende Vorteile haben – allein schon aufgrund ihrer physischen Beschaffenheit.
Wie auch immer das Ergebnis des Währungswettbewerbs aussehen würde: Der Wettbewerb wäre ein verlässliches und wünschenswertes Verfahren, um zu „gutem Geld“ zu gelangen, frei gewählt von den Geldnachfragern.
Haltungsschwäche der Bundesbank
Wer bisher gehofft hatte, die Deutsche Bundesbank stünde unverrückbar gegen die ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), wurde eines besseren belehrt. Im Monatsbericht November 2013, der am 18. November veröffentlicht wurde, schreibt die deutsche Zentralbank:
„Angesichts der auf mittlere Sicht zu erwartenden niedrigen Inflationsraten und der schwachen konjunkturellen Entwicklung ist eine expansive Ausrichtung der Geldpolitik im Euro-Raum gegenwärtig gerechtfertigt.“
Der Grund für den Kurswechsel der Bundesbank liegt wohl vor allem in der monetären Entwicklung im Euroraum. Die Bankkredite schrumpfen weiter, und auch das Geldmengenwachstum zeigt Abschwächung. Ein fortgesetztes Schrumpfen der Kredit- und Geldmenge im Euroraum würde Abwärtsdruck auf die Preise (für Lebenshaltung, aber vor allem auch für Häuser- und Grundstücke) nach sich ziehen.
„Deflation“ nennt man solch eine Entwicklung, wenn sie sich auf breiter Front und dauerhaft fortsetzt. Weil die Folgen gefürchtet werden und vor allem politisch unerwünscht sind, soll nun „gegengesteuert“ werden. Niedrige Zinsen und ein unbegrenztes Ausweiten der Basisgeldmengen sollen den stotternden Kredit- und Geldmengenschöpfungsapparat wieder in Gang setzen. Doch es ist schon jetzt absehbar, dass es mit künstlich gedrückten Zinsen nicht getan sein wird. Ein weiteres Instrument werden vermutlich negative Zinsen sein, die auf Guthaben erhoben werden, die Banken bei der EZB halten.1 Das könnte letztlich zu negativen Zinsen für kurzfristige Einlagen führen, die Kunden bei Banken halten. Auf diese Weise werden die Banken „gesundet“ auf Kosten der Kundenersparnisse. Die EZB wird vermutlich bald auch zur „Reparatur“ der Bankbilanzen schreiten, indem sie ihnen schlechte Kredite abkaufen wird. Und vor allem ist wohl damit zu rechnen, dass bald auch neues Geld durch Aufkäufe von Staatsanleihen (ob nun direkt oder über den ESM) geschaffen wird.
All diese Maßnahmen würden im Ergebnis eine Geldpolitik sein, die eine im Grunde längst überfälligen Schrumpfung des Euro-Bankensektors mit allen Mittel verhindern will. Und um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es letztlich einer fortgesetzten Inflationspolitik, bei der insbesondere die Vermögenspreise weiter aufgebläht werden. Dass nun auch die Deutsche Bundesbank eine Haltungsschwäche bekommen hat, ist keine gute Botschaft für die künftige Kaufkraft des Euro.
Quelle:
http://www.rottmeyer.de/geld-gold-bitcoin/