Teil 1
In Belize, einer kleinen Bananenrepublik in Zentralamerika, an der Grenze zu Mexiko und Yucatan, spielt sich derzeit ein Krimi ab, der den Stoff für das Drehbuch des nächsten Hollywood-Thrillers abgeben könnte (und wahrscheinlich auch wird). John McAfee, millionenschwerer Aussteiger aus der IT-Welt, Yogaguru, Weiberheld und Abenteurer, befindet sich auf der Flucht vor den seinen Angaben zufolge extrem korrupten und gewalttätigen Polizeikräften seines Staates: Er wird wegen eines Mordes gesucht, den er sehr wahrscheinlich nicht begangen hat.
Seit seiner Flucht bloggt McAfee aus einem Versteck heraus. Seine Mitarbeiter sind in Haft, unter wahrscheinlich unmenschlichen Bedingungen, seine Hunde wurden vergiftet. Die Lage ist dramatisch, und der Höhepunkt der Geschichte scheint derzeit noch nicht überschritten. Bitte lesen Sie unseren Bericht.
John McAfee ist der Erfinder der gleichnamigen Anti-Viren-Software, und als er seine Firma in Silicon Valley für coole 100 Mio verkauft hatte, stieg er aus und machte so ziemlich alles, was man machen kann, wenn man gut aussieht, viel Geld und viel Zeit hat: Er befasste sich mit Yoga, gründete ein -zig Hektar großes Zentrum dafür, steckte viel Engagement in Aerotrekking (eine Art von Gruppenflügen mit Leichtflugzeugen, knapp über dem Erdboden), und als es in seiner Schule einen tödlichen Unfall mit einem Schüler gab und John teure Regress-Klagen fürchten musste, beschloss er, alles an den Nagel zu hängen, seine diversen Besitztümer zu verkaufen und nach Belize umzuziehen, wo er sich eine wunderschöne Festung am Meer baute, die er nach allen Regeln des guten Geschmacks ausstattete. Ein exzentrischer Multimillionär, der es sich gut gehen ließ. Das soll's ja geben, und soweit wäre die ganze Geschichte allenfalls ein Thema für die Klatschpresse. Doch nun wird es richtig interessant.
Der Staat greift an
Anfang November erscheint eine Reportage des WIRED-Magazins über John McAfee, die seit Monaten vorbereitet wurde. In ihr wird McAfee (wohl oftmals ganz zurecht) als unsteter, unberechenbarer Paranoiker beschrieben, der einen mehr oder weniger frivolen Lebensstil pflegt, der an Al Pacinos Rolle in Scarface erinnert, umgeben von sehr jungen Freundinnen und schwerbewaffneten Leibwächtern. Noch während die Reportage entsteht und Joshua Davis, der WIRED-Reporter täglichen Kontakt zu McAfee hält, beginnt ein Drama: McAfees Grundstück wird von einer Spezialeinheit der Drogenpolizei durchsucht, einer von Johns Hunden wird erschossen, er selbst und sein Personal werden 14 Stunden lang gefesselt in der Sonne sitzen gelassen, ohne Wasser, ohne Essen, und am Ende landet McAfee im Knast von Belize.
Drogen-Razzia ohne Erfolg
Tags drauf muss er wieder frei gelassen werden, denn die Razzia hat weder das vermutete Meth-Drogenlabor gefunden, noch sind die sichergestellten Waffen illegal: McAfees eigene Sicherheitsfirma hat für alle Waffen eine Lizenz, und in seinem Labor wird in Wirklichkeit nach einer Alternative für Antibiotika geforscht, die aus Dschungel-Pflanzen gewonnen werden soll. Doch schon naht die nächste Eskalationsstufe dieses karibischen Dramas.
Vergiftete Hunde, vergiftete Atmosphäre
Am 9. November 2012 berichtet McAfee dem WIRED-Reporter, das weitere seiner Hunde von Unbekannten tödlich vergiftet worden seien. Er habe sie erschießen müssen, um sie aus ihrem Todeskampf zu erlösen.
Der Mord an Greg Faull
Am Sonntag, den 11. November, wird Greg Faull, ein anderer US-Aussteiger und Nachbar McAfees, mit dem er kurz zuvor wegen seiner Hunde eine Auseinandersetzung gehabt hatte, in seinem eigenen Haus tot in einer Blutlache gefunden: Kopfschuss, mit einer Luger 9mm.
McAfee vergräbt sich im Sand
An diesem Nachmittag erscheint die Polizei ein weiteres Mal auf McAfees Anwesen, um ihn zu vernehmen. McAfee ist nach eigenen Angaben unschuldig, aber überzeugt, einen weiteren Kontakt mit der korrupten Polizei nicht lebend zu überstehen. Er gräbt sich daher in den Sand ein und stellt einen Karton über seinen Kopf, um atmen zu können. In dieser Lage verbringt er vier Stunden. Danach flüchtet er und kommuniziert mit dem Reporter aus seinem Versteck: "Sie haben mich mit ihm verwechselt. Sie haben das falsche Haus erwischt. Er ist tot. Sie haben ihn umbebracht. Das hat mich in Panik gebracht. Wenn Sie mich zu fassen kriegen, wäre das mein Ende."
Leben auf der Flucht
Am Dienstag berichtet er dem Reporter, dass er ständig auf der Flucht sei, und gerade in einer Bambushütte übernachtet habe, ohne Wasser und ohne Toilette, versorgt nur mit Keksen und Zigaretten. Man hätte annehmen können, John McAfee sei kurz vor der Endstation seines Lebens angekommen. Doch es geht weiter. John McAfee ist ein unberechenbarer Gegner, und nun beginnt er, den Spieß umzudrehen.
Bloggen aus dem Untergrund
Am 17. November geht John McAfee mit einem eigenen Blog online. Es trägt den Titel: The Hinterland. Was er hier veröffentlicht, ist einerseits seine persönliche Sichtweise seiner Situation, andererseits beginnt er eine Serie von Enthüllungen und Hintergrund-Reportagen, die er selber schreibt und in denen er verschiedene soziale Missstände seines Heimatlandes anprangert. Nebenbei diskutiert er ausführlich mit einer wachsenden Schar von Lesern. Er muss dabei einiges an Kritik für seinen Lebenswandel und seine jüngsten Entscheidungen einstecken, doch er bleibt im Gespräch und zeigt sich auskunftsbereit. Die meisten seiner Leser scheinen Sympathie für ihn zu hegen, versuchen ihn aufzumuntern und Tipps zu geben, wie er aus dieser heiklen Situation ungeschoren herauskommen kann.
Teil 2
John McAfee war einschlägig bekannt für seine fintenreichen PR-Gags. Nun nutzt er seine Intelligenz, um seine Feinde im Internet bloßzustellen. Im Teil 2 dieser Geschichte erfahren Sie, wie sich John McAfee vom Playboy zum Sozial-Aktivisten wandelte.
McAfee wird zum Sozial-Aktivist
Die Mehrzahl der Kommentatoren seines Blogs schlägt John vor, umgehend das Land zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. Doch McAfee scheint sich inzwischen wieder gefasst zu haben und voller Kampfesmut zu sein: "Danke, aber das hier ist meine Heimat. Ich werde hier nicht weggehen."
Stattdessen hat er begonnen, die Regierung seines Landes öffentlich bloßzustellen.
- Auf seinem Blog richtet McAfee eine Seite ein, auf der er verschiedene ihm bekannte Unrechtsfälle in Belize aufführt.
- In einem anderen Artikel beschreibt er die sexuelle Ausbeutung junger Frauen auf Belize, die er als Besucher der örtlichen Bars hautnah miterlebt hat und deren verborgene Seiten er von seinen jugendlichen Freundinnen erklärt bekommt, die meist aus demselben Milieu zu stammen scheinen.
Er erklärt das Ausbeutungssystem, das junge Mädchen oft schon im Alter unter zehn Jahren in seinen Sog zieht und allzuoft mit einer häuslichen Vergewaltigung und nachfolgender Abtreibung beginnt. Mit 15 landen die Mädchen dann in Bars, in denen sie als billige Animateusen der Gäste arbeiten müssen. Als Verdienst bekommen Sie 1 Dollar pro Bier, das ein Gast ihnen kauft.
"Wie viele Biere trinkst du durchschnittlich an einem Tag", fragte ich sie.
“Das kommt darauf an” antwortete sie. “An Werktagen vielleicht 20. An Wochenenden können es über 50 sein. Einmal habe ich 16 Biere im Verlauf einer halben Stunde getrunken. Der Kunde mochte mich. Ich erfinde üblicherweise eine Ausrede nach ein paar Bieren, um den Tisch zu verlassen und auf die Toilette zu gehen um sie wieder heraus zu kotzen. Ich stecke mir dazu die Hand in die Kehle.”
“Machen das alle Mädchen so?", fragte ich.
“Die meisten schon", sagte sie. "Aber ein paar trinken auch solange, bis sie zu betrunken sind, um zu arbeiten."
Einschüchterung, Erpressungsversuche und Mordpläne
Doch das ist noch längst nicht alles, was John McAfee anzuprangern hat. Seinen Angaben zur Folge dient das arme Dorf hinter seinem Grundstück in Wahrheit als Umschlagplatz für den karibischen Drogenhandel. Da er selbst in jüngeren Jahren den Drogen abgeschworen haben will (ähem … dazu wird es später noch mehr zu sagen geben), hat er auch etwas gegen Drogenhandel in seiner Nachbarschaft. Und er hat schon verschiedene Schritte unternommen, um den zu unterbinden. Unter anderem kaufte er der Küstenwache für eine Million Dollar ein Polizeiboot und stattete die unter-budgetierten Polizisten mit Stiefeln, Handfesseln, Tasern und Funkgeräten aus. Das war nicht gut fürs Geschäft gewisser Kreise. John ist überzeugt, dass verschiedene Mord-Pläne gegen ihn laufen. Und er kann dafür einige Beweise vorlegen:
Teil 3
Indiesem Teil der Geschichte erfahren Sie, wie John McAfee die Regierung von Belize mithilfe sozialer Netzwerke unter Druck zu setzen beginnt.
Die Regierung am Pranger
- Bereits am 22. November 2012 hat McAfee bereits veröffentlicht, in der er Anthony Rhaburn, einen lokalen Politiker, überführt, einen Mordanschlag gegen ihn geplant zu haben. Er kündigt an, viele weitere solcher Audio-Aufnahmen zu veröffentlichen, die er an verschiedenen Stellen seines Grundstücks und in einem Cafe, das er im Ort führt, mit verdeckten Mikrofonen aufgezeichnet hat.
- Am 23. November startet er eine weitere Offensive zur Freilassung seiner Mitarbeiter, in der er die Leser seines Blogs dazu auffordert, an die Behörden von Belice zu schreiben und um ihre sofortige Freilassung zu bitten. McAfee gibt an, dass das "Verbrechen" seiner Angestellten allein darin besteht, für ihn gearbeitet zu haben.
Eddie Ancona, Johns Angestellter, trinkt nicht, raucht nicht und nimmt keine Drogen. John sagt, dass er Eddie sein Leben anvertrauen würde. Die Behörden haben ihn ins Gefängnis gesteckt.
John ruft seine Leser dazu auf, Protest-Emails an die Adresse der Tourismus-Behörde zu schreiben, denn der Fremdenverkehr ist für 70 Prozent der Einkünfte des Landes verantwortlich. Hier ist die Adresse:
info@tourism.gov.bz
Ein weiterer von Johns Mitarbeitern ist Cassian Chavarria (Bildmitte). Auch er sitzt derzeit in einem Gefängnis der Bananenrepublik Belize. Sein Verbrechen: Mitarbeiter von John McAfee zu sein.
Auch für ihn bittet John McAfee um Protestschreiben der Weltöffentlichkeit.
Das Gefängnis im Paradies
Vom Gefängniss in Belize hat John bereits persönliche Eindrücke sammeln können. Er schreibt:
"Es gibt keine Betten. Ich schlief auf dem Betonboden. Es gibt keine Duschen (Hattieville ist eine Ausnahme). Das Essen besteht aus zwei Sandwiches pro Tag – zwei trockene Scheiben Brot und eine dünne Scheibe ranzigen Käse pro Sandwich. Es gibt keine Toiletten – ein in die Hälfte geschnittener Milchkarton aus Plastik wird stattdessen benutzt. Es gibt keine Decken, keine Kissen, keine kühlenden Ventilatoren. Nichts wird je gereinigt. Kleidung wird nicht ausgegeben. Getrunken wird aus der Leitung, und Wasseraufbereitung ist in Belize nicht existent. Die Zellen sind überbelegt bis zum Punkt, dass die Menschen darin sich nicht einmal alle gleichzeitig zum Schlafen hinlegen können. Der Gestank ist unbeschreiblich. Die Leute sterben in diesen Zellen in alarmierender Geschwindigkeit – entweder, weil sie von Mitgefangenen zu Tode geprügelt werden oder durch Hunger oder Verdurstung."
Paranoia vs. gesunder Menschenverstand
Zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, paranoid zu sein, weil er sich mit so vielen Waffen umgeben hatte, schreibt McAfee auf seinem Blog:
"Wie lauten die Vorwürfe? Die vier legal lizensierten Feuerwaffen auf meinem Grundstück wurden nicht in den korrekten Räumen meines Grundstücks aufbewahrt. Unter den drakonischen Gesetzen von Belize kann jede Vorschrift soweit gedehnt werden, dass jedermann für alles belangt werden kann. Das ist kein Witz und keine Übertreibung. Drei der Gewehre waren identische Einzelschusswaffen. Nur durch die Seriennummern können sie unterschieden werden. Die falschen Seriennummern waren in den falschen Räumen.
Warum habe ich Gewehre? Wenn Sie die zwei Transkripte über Anthony Rhaburn gelesen haben und den geposteten [Erpresser-]Brief, dann können Sie sehen, wie auch ein rationaler Pazifistengeist dazu kommen kann, Gewehre zu haben. Ich bin vielleicht paranoid, das kann ich selbst nicht beurteilen, aber das heißt nicht, dass Sie nicht hinter mir her wären."
Teil 4
Kommen wir nun zu den eher bizarren Hintergründen der McAfee-Geschichte, denn wie oft im Leben wird die Sache erst richtig interessant, wenn man ein wenig tiefer blickt. Wir werden John McAfee als schillernden Abenteurer kennenlernen, als Weiberheld und als derben Scherzbold, der sich einen Spaß daraus macht, regelmäßige Falschinformationen über sein Leben auszustreuen. Es ist schwer, John McAfee richtig einzuschätzen. Aber andererseits ist genau das ja auch ein wichtiger Teil seiner Strategie.
Ein gutes Beispiel für McAfees Einstellung gegenüber Leuten, die ihn durchleuchten wollen, ist vielleicht die folgende Geschichte.
WIRED-Reporter Josh David erhielt eines Nachts einen Anruf von John, der offensichtlich in schwer erschüttertem seelischem Gleichgewicht ihm mit zitternder Stimme berichtete, er sei die ganze Nacht über von mehreren Leuten umstellt gewesen, die ihm offensichtlich nach dem Leben trachteten. Zwar sei ihm diesmal nichts passiert, aber er habe extrem beängstigende Stunden verbracht, in denen er sich kaum gewagt habe, von der Stelle zu rühren. Die Geschichte klingt wirr und bizarr, aber McAfee scheint schwer verängstigt.
Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lügen
Am 22. 11., etwa eine Woche nachdem die WIRED-Geschichte veröffentlicht wurde, schreibt McAfee auf seinem Blog, dass er die Episode jener Nacht frei erfunden habe, um sich an Reporter Josh David zu rächen und ihn mit Desinformation abzufüllen. Grund dafür sei gewesen, dass er letztlich gemerkt habe, dass David ihn mit seiner Geschichte nur habe ausnutzen wollen. Anstatt McAfees wahres Anliegen zu verfolgen, nämlich die Anprangerung der sozialen Missstände in Belize, habe David nur wieder eine der üblichen Personality-Stories über ihn verfassen wollen, um die dann für sich selbst als Sprungbrett zu benutzen. Diese Erkenntnis sei plötzlich über ihn gekommen, als David ihm mitteilte, dass er ab jetzt jede Unterhaltung mit ihm aufzeichnen werde.
"Mein Radar schlug sofort Alarm, aber was soll's, er war schon hier. Es gab zwei mögliche Outcomes:
1. Er macht einen guten Job als Reporter und berichtet über die grassierende Korruption hier und ich kann mich dabei entspannen. Oder:
2. Das ist nur eine weitere Personality-Story, und ich muss ihn dazu benutzen, um die Geschichte selbst zu erzählen.
Sollte sich herausstellen, dass es Option zwei sein würde, dann war ich im Vorteil. Ich war älter und ein wenig mehr erfahren als er. Außerdem verfügte ich über eine Menge freier Zeit.
Die freie Zeit erlaubte mir, mit dem Schreiben der Geschichte schon anzufangen, bevor er überhaupt seine Nachforschungen begann."
Es scheint typisch für McAfees Humor, dass er im Kontext desselben Blog-Eintrags das folgende Bild veröffentlicht, das ihn mit dem WIRED-Reporter zeigt:
McAfee hat eine jahrelange Beziehung der Hass-Liebe zur Presse. Einerseits scheint er sie zu brauchen, um seine immer neuen Geschäfts-Ideen zu promoten, wie etwa sein (mittlerweile nicht mehr existentes) Projekt Aerotrekking.
Andererseits scheinen ihn Reporter wie Jeff Wise wie mit ihren Personality-Geschichten ihn nachhaltig gekränkt zu haben, indem sie ihn als "unsichtbaren Psychopathen" und zwanghaften Lügner beschrieben, der vor allem Sex und Selbstdarstellung und die Manipulation seiner Mitmenschen im Kopf hat.
Teil 5
Imfünften Teil unserer Geschichte widmen wir uns einem besonders pikanten Aspekt: John McAfees Suche nach der legendären Sex-Droge DMPV tan. Wir erhalten dabei weitere, verwirrende Einsichten in die interessanten Seiten des Lebens, sowie in die komplexe Psyche eines Menschen, der genug Zeit, Geld und Neugier besitzt, um tief in diese Bereiche vorzudringen.
Gespaltenes Verhältnis zur Presse
McAfee lässt auf seinem Blog keinen Zweifel, dass er ein gespaltenes Verhältlnis zur Presse hat und ihnen vorwirft, sich meist am Leid der Welt zu bereichern anstatt es durch ihre Berichterstattung zu bessern.
"Eine Presse, die beispielsweise der Evidenz nicht-existierender Massenvernichtungswaffen zum Opfer fällt, ist mehr verantwortlich für die Dezimierung des Ziel-Landes als die politischen Führer, die die Presse anlügen."
Da mag er recht haben. Aber eigentlich sind es vielleicht eher die Berichterstattungen über seine persönlichen Details, die ihn aufbringen, wie etwa die sehr detaillierte Reportage auf Gizmodo, in der er als unsteter Opportunist beschrieben wird, der auf der Flucht vor drohenden Schadensersatzklagen wegen eines tödlichen Unfalls in seiner Flugschule ins Ausland ging und eher durch Zufall als durch innere humanitäre Absichten jetzt auf die Idee gekommen ist, im Dschungel von Belize ein Labor aufzubauen und nach einem neuen pflanzlichen Wirkstoff suchen zu lassen, der als Ersatz für wirkungslos gewordene Antibiotika dienen könnte.
Die Jagd nach einem neuen Pharmazeutikum
In der Tat hatte es wohl anfangs so ausgesehen, als sei McAfee hier auf ein ganz heißes Geschäftsfeld gestoßen: Anti-Quorum-Sensing ist ein neues Forschungsgebiet, bei dem es darum geht, den inter-zellulären Kommunikationsmechanismus zu unterbinden, der Zellen dazu bringt, pulkweise ihr Verhalten zu ändern und beispielsweise unkontrolliert zu wuchern. Eine gute Beschreibung dieses Mechanismus findet sich in einem weiteren Gizmodo-Artikel über McAfee.
Viagra, beutelweise
Allerdings scheint es bei der Suche nach diesen Wirkstoffen Probleme gegeben zu haben: Einerseits berichtet Gizmodo, es habe sich herausgestellt, dass der einzige im dortigen Regenwald auffindbare Wirkstoff bereits patentiert war. Anderseits wirft die von McAfee angeheuerte 31 jährige Harvard-Biologin Allison Adonizio eines Tages den Job hin und verlässt McAfees Labor im Abscheu – nicht ohne vorher alle von ihr gezüchteten Bakterienkulturen vernichtet zu haben. Ihr fluchtartiger Abgang mag damit zusammenhängen, dass sie, wie berichtet wird, in McAfees Wohnzimmer zwei große Plastiktüten zu sehen bekam. Die eine war voll mit Geldscheinen, die andere voll mit Viagra-Packungen.
Nun, die Sache mit den Geldscheinen und den Viagras mag eine üble Nachrede unter ehemaligen Geschäftspartnern darstellen, die voneinander enttäuscht sind. Und auch wenn es der Wahrheit entspräche, wäre es einerseits nicht unbedingt verwunderlich und andererseits absolut John McAfees eigene Angelegenheit, über die wir kein Recht haben, hier zu urteilen. Die Sache ist aber insofern wichtig, weil sie uns zu einem anderen Detail der Geschichte führt, in der es wieder um Sex geht, und hier hatte John McAfee nun wirklich alles dafür getan, um sie selbst publik zu machen, wenngleich er mittlerweile die ganze Sache als weiteren "Internet-Prank" abtut: als derben Scherz, der nun mal bekanntlich ganz seiner Natur entspräche. Aber sehen wir uns die Sache ruhig etwas genauer an, denn sie ist sehr interessant, in mehrfacher Hinsicht.
Sexdrogen und Badesalze
Gehen wir ein wenig zurück in der Zeit, zum Oktober 2010. Zu diesem Zeitpunkt war in John McAfees Playboy-Welt wohl noch mehr oder weniger in Ordnung. Jedenfalls hatte er genug Zeit und Muße, um sich tagelang in einem Internet-Forum (das auf einem russischen Server läuft) über seine Experimente mit einer Sexdroge auszulassen, und wenn das stimmt, was er da unter seinem Pseudonym Stuffmonger schreibt, dann hatte er zu diesem Zeitpunkt schon weit, weit mehr Energie in dieses Projekt gesteckt als nur die paar Tage, die er in diesem Forum postete.
Dass ausgerechnet jetzt, wo er in großen Schwierigkeiten steckt und des Mordes verdächtigt wird, jemand diese Geschichte ausgegraben hat, ist wahrscheinlich sehr ungünstig für ihn, denn es wirft ein ganz anderes Licht auf ihn, der ja nach einer frühen Drogenphase seines Lebens bei den Anonymen Alkoholikern entdeckt hatte, dass es auch ohne geht, und seitdem sich gerne als aktiver Drogengegner gibt. Möglicherweise ist dann aber irgendwann, trotz seines enormen Engagements für Yoga und Spiritualität (er hat drei Bücher über inneres Yoga geschrieben), doch wieder einer seiner alten Persönlichkeitsanteile ans Ruder gekommen, der statt Erleuchtung einfach Spaß haben wollte, oder besser gleich beides zusammen.
Interessant, was McAfee im Bluelight-Forum alles zum Besten gibt.
"Ich bin ein großer Fan von MDPV. Nicht das weiße Hydrochlorid – es ist unverständlich, dass irgendjemand auf dem Planeten das freiwillig in seinen Körper tun würde –- Ich rede hier über die Freebase-Form.
[…]
An dieser Stelle müssen wir einen kurzen Ausflug in eine andere Welt machen, denn was zum Teufel ist MDPV? Bitte lesen Sie weiter im Teil 6 dieser Geschichte.
Teil 6
Wasgenau ist die Droge MDPV tan? Existiert sie überhaupt? Heute behauptet John McAfee, die ganze Sache sei einer seiner berüchtigten "Pranks" gewesen – ein Scherz im Internet, den er sich erlaubt habe, um eine Wette zu gewinnen.
Das könnte einerseits stimmen, denn man kennt McAfee als Urheber aller möglicher anderen gezielten Falsch-Informationen, etwa der Ankündigung, er habe eine Fitness-Methode entwickelt, bei der es genüge, Anderen dabei zuzusehen, wie sie Yoga machen oder Gewichte stemmen, während die Zuschauer bequem im Sessel sitzen bleiben können und sich mit Keksen und Getränken bewirten lassen. Die Story ging tatsächlich in die Presse.
Andere scheinen seine Einlassungen in einem russischen Internet-Forum darauf hinzudeuten, dass er weit mehr als nur oberflächliche Einblicke in die Wirkungsweise dieser Droge hatte. Zu dumm, dass diese Information gerade jetzt auftaucht, wo er des Mordes verdächtigt wird.
Was ist MDPV?
Da stellen wir uns zuerst einmal ganz blöd, und fragen im (englischen) Wikipedia nach. Hier erfahren wir:
"Methylenedioxypyrovalerone (MDPV) ist eine psychoaktive Droge mit stimulierenden Eigenschaften, die als Norepinephrine-Dopamine Wiederaufnahme-Inhibitor (NDRI) wirkt. Erstmals im Jahre 1969 entwickelt, spielte die Droge bis zum Jahr 2004 eine eher untergeordnete Rolle als obskures Stimulanz. Ab 2004 wurde sie dann als "Designer-Droge" verkauft. Sie ist auch bekannt unter den Namen Cloud 9, MDPK, MTV, Magic, Maddie, Black Rob, Super Coke, PV und Peevee. Verschiedene Produkte, die als Badesalze deklariert sind, enthalten MDPV und werden als "Erholungsdrogen" an Tankstellen und in Verbrauchermärkten verkauft. […] Es sind Vorfälle bekannt geworden, bei denen psychologischer und körperlicher Schaden durch den Gebrauch von MDPV entstanden ist.
Die Wahnsinns-Droge
Der letzte Satz weist übrigens auf eine grausige Geschichte hin, bei der ein unter Einfluss dieser Droge stehender Mann einen Obdachlosen überfiel und dessen Gesicht augegessen haben soll.
A propos! Erinnert uns das nicht an etwas? Da gab es doch erst im März 2012 den Skandal um den Macher der umstrittenen Kony-Dokumentation "Invisible Children", Jason Russel. Der war kurz nach der Veröffentlichung seiner Dokumentation nackt auf dem Gehsteig seines Hauses aufgegriffen wurde, wo er in offensichtlich verwirrtem Zustand Passanten mit obszönen Gesten belästige. Könnte die Antwort auf dieses unerklärliche Verhalten vielleicht auch "MDPV" lauten?
MPPV tan: Genuss ohne Reue?
Wie dem auch sei: McAfee war anscheinend klar, dass MDPV nichts taugt und mittlerweile in vielen Ländern auch illegal ist, bzw. kurz davor steht, auf den Index zu kommen. Was ihn viel mehr interessierte, war eine weiterverarbeitete Form des weißen Pulvers, das wegen seiner nun braunen Färbung MDPV tan genannt wird. Er schrieb:
"[…] das euphorische Element des weißen PV (wovon ohnehin nicht viel da ist) hält etwa eineinhalb Stunden an. Die Euphorie von braunem [tan] PV, die unbeschreiblich beeindruckend ist, hält 5 bis 6 Stunden. Das weiße PV hat begrenzte prosexuelle Qualitäten. Das braune PV ist hypersexuell bis zum Extrem – es wird daher von vielen Usern als "Perv Pulver" [perv= pervers] genannt. Das weiße PV verursacht einen Horror-Abstieg beim Herunterkommen. Das braune PV hat keinen überhaupt wahrnehmbaren Abstieg. Eine 100 mg Dose des braunen wird lediglich garantieren, dass man durch Non-stop-Sex müde und wunde Genitalien hat und hält einen für maximal 24 Stunden wach. Und man liefe, ganz im Ernst, Gefahr, wegen anstößigen Verhaltens in der Öffentlichkeit oder Belästigung verhaftet zu werden, falls man nach so einer Dosis nach draußen ginge. […] Wenn man Leute beobachtet, die auf weißem PV sind, da gibt es wenig Lächeln nach den ersten eineinhalb Stunden. Leute auf braunem PV kriegen die ganzen 6 Stunden lang das Lächeln gar nicht mehr aus dem Gesicht – das ist eine wahre Beobachtung."
Das klingt natürlich gut, und McAfee behauptet in späteren Postings, er habe die Droge über längere Zeiträume täglich ausprobiert, ohne Nebenwirkungen oder Abhängigkeit erlebt zu haben. Er sei überzeugt, MDPV tan sei die genialste Droge, die je erfunden wurde. Das Problem sei nur: Es sei schwer herzustellen, und auch ihm seien trotz langer Experimente, noch immer keine Abkürzungen für das aufwändige Verfahren bekannt. Dies sei eben auch der Grund, warum er sich in diesem Forum jetzt umhöre.
Man kann daraus vielerlei schließen. Einerseits, dass McAfee ein Sexfreak war. Oder ist.
Man könnte sich auch auf den Standpunkt stellen, dass das ja nun seine eigene Sache ist, und überhaupt: warum denn nicht? Er schreibt:
"Die Welt ist ein besserer Ort, wenn Leute mehr Sex haben."
Zu seiner Rechtfertigung sei hinzugefügt, dass er mit dieser Ansicht ganz und gar nicht alleine steht. Schon Wilhelm Reich war von dieser These überzeugt. Sparen wir uns also jede Kritik an John McAfees diesbezüglichen Äußerungen und geben wir lieber zu, dass Viele von uns an dieser Stelle gerne mit ihm getauscht hätten: Kohle ohne Ende, blutjunge Mädels, ein Traumplatz in der Karibik – hey, Herrgottnochmal, warum denn nicht?
Samantha, eine (von vielen) der Freundinnen John McAfees.
Ein besseres Viagra?
Und vergessen wir bitte auch nicht den Business-Aspekt dabei: Hätte John es geschafft, den Produktionsprozess von MDPV tan zu patentieren, dann wäre er sicherlich noch viel, viel reicher geworden als die Leute von Pfizer, die Viagra mit all seinen Gefahren und Nebenwirkungen entwickelt haben. Denen hat doch auch niemand nachgesagt, sie seien Sex-Maniacs, obwohl sie Viagra bestimmt auch erstmal ausgiebig testen mussten, bevor sie es auf den Markt brachten. Wie sagt man so schön? Es ist ein harter Job, aber einer muss ihn ja schließlich machen. John hat sich also gewissermaßen für geopfert – sehen wir's mal so. Und er ging dabei seiner wahren Natur als Unternehmer nach.
Johns Labor.
Das scheint jetzt allerdings alles erstmal vorbei zu sein, und John streitet ab, überhaupt jemals ernsthaft geglaubt zu haben, dass MDPV tan existiert. Er sei eben nur einer Wette verpflichtet gewesen, bei der es darum ging zu beweisen, dass er imstande ist, innerhalb kürzester Zeit den gesamten Traffic des Bluelight-Forums auf seinen Thread umzulenken. Ok, wenn es eine Wette war, dann hat er sie wohl gewonnen, denn der Thread hat mittlerweile unzählige Seiten und wird von den Suchmaschinen sofort ganz oben gelistet, sobald man nach MDPV tan sucht. Was John macht, das macht er richtig.
Teil 7
Wischenwir uns jetzt den Geifer vom Mund, der uns beim Betrachten der Bilder aus dem Leben John McAfees entstanden sein mag, und versuchen wir, dem Mann eine faire Behandlung zu geben. Was also bleibt, wenn wir die Sache unter menschlichen Gesichtspunkten betrachten?
- Wir haben hier einen Multimillionär, der sich ehemals mit 100 Millionen Dollar aus dem bürgerlichen Leben verabschiedet hat, um seine Träume zu leben. Wer von uns würde das nicht genauso gerne tun? Kein Makel.
- Als Lehrer und Autor für Yoga ist John sehr erfolgreich. (In seinem Blog bedanken sich noch jetzt frühere Teilnehmer seiner Kurse für seinen inspirierenden Unterricht und seine Großzügigkeit.) Es ist klar, dass der Mann von anderen Themen angezogen ist, als nur vom schnöden Materialismus. Kein Makel.
- In der von ihm gegründeten Flugschule (Aerotrekking) kommt es zu einem tödlichen Unfall, bei dem John selbst zwar nicht zugegen ist, aber der Pilot ist sein Neffe, der mit einer unzureichenden Lizenz als Fluglehrer gearbeitet hat und auf einem gefährlichen Flug in einen Canyon zusammen mit seinem Passagier umkommt. Als Inhaber der Flugschule trifft John hier sicherlich eine gewisse Verantwortung.
- Als die Aasgeier in Form von Rechtsanwälten Beute wittern und John eine millionenschwere Klage wegen des Unfalls in seiner Flugschule droht, entschließt er sich, in ein Land auszuwandern, in dem ihn diese Klagen nicht tangieren. Von den ehemals hundert Millionen ist ihm durch den Banken-Skandal der Lehman Brothers nur noch ein Bruchteil geblieben. Hätten Sie anders gehandelt?
- Das schöne Leben im tropischen Paradies allein ist John nicht genug. Er stößt per Zufall auf ein brandheißes Forschungsfeld und versucht "nebenbei" ein wenig bahnbrechende Forschung machen zu lassen. Da trifft es sich günstig, dass die von ihn angeheuerte Harvard-Biologin auch noch sehr gut aussieht. Wer könnte John diesen Plan verübeln?
- Da er einen starken Hang zu Frauen hat, dauert es nicht lang, bis John an seinem neuen Wohnort verschiedene Mädels aus dem Mileu aufgabelt, die nicht nur jung und gutaussehend sind, sondern ihm auch die Augen für die himmelschreienden Missstände im Tropenparadies öffnen. John entdeckt seine soziale Ader und beginnt auf eigene Faust, verschiedene "Verbesserungen" in der sozial extrem schwachen Umgebung seines Wohnortes anzuleiern. Er rüstet die örtliche Polizei auf eigene Kosten auf, baut für viel Geld ein lokales Puff zu einem Familien-Café um, gründet ein Wasser-Taxi-Unternehmen und tritt überhaupt an vielen Stellen als Wohltäter auf. Viele Menschen bezeugen seinen Hang zu Parties genauso wie seine Grosszügigkeit. Ich kann darin keinen großen Makel erkennen.
- Als Johns eigenmächtige Eingriffe in die Sozialstruktur von Belize und seine Versuche, den Drogenhandel auf seiner Insel einzuschränken, auf Widerstand treffen, scheint er zu begreifen, dass er sich mit diesem Handeln nicht nur Freunde macht. Seine Strategie besteht darin, die bedrohlichsten Kriminellen lieber als Leibwächter einzustellen, anstatt sich vor ihnen zu fürchten. Er baut sein Anwesen zu einer Festung aus. Die Harvard-Biologin verlässt ihn im Abscheu, denn er hatte ihr eine absolut friedfertiges Arbeitsfeld versprochen. Dies scheint der Wendepunkt zu sein, an dem das Leben für John McAfee langsam zur Hölle wird. Sein Hang zur Paranoia macht es ihm dabei bestimmt nicht leichter, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden. Seine sexuellen Abenteuer wahrscheinlich auch nicht. Man kann zwar nicht erkennen, dass sich John in dieser Phase eine Schuld auflädt, doch es mag sein, dass die Anzahl unkluger Entscheidungen zunimmt. Wen wundert's.
- Als die Dinge zu eskalieren beginnen, erscheint gleichzeitig die Geschichte über ihn in WIRED. Alle Welt blickt nun auf McAfee, die Berichterstattung der Mainstream-Medien trieft vor Hohn, und als die Polizei in der Mordsache auf dem Nachbargrundstück gegen ihn ermittelt, ist plötzlich jeder überzeugt: McAfee war's. An dieser Stelle beginnen ihn verschiedene Sünden aus seiner Vergangenheit einzuholen: Seine Einlassungen über die Droge DMPV tan, der Streit mit seiner Angestellten, der Biologin, die ihn im Zorn verlasssen hat, die Unwahrheiten, die er in der Vergangenheit der Presse gefüttert hat, die jungen Mädchen, mit denen er allzuoft gesehen wird, seine langjährige Beziehung, die wegen ebendieser Mädchen in die Brüche ging … verschiedene kleine Sünden türmen sich nun zu einem hohen Berg auf, und plötzlich ist John McAfee auf sich allein gestellt. Makel? Vielleicht. Schicksal? Vielleicht auch.
- McAfee versteckt sich zuerst vor der Polizei und taucht dann in den Untergrund ab. Dies als Feigheit zu werten hieße, die Realität korrupter Justiz zu verkennen. Es geht inzwischen um die Rettung seiner blanken Haut. Kein Makel.
- Es wäre wahrscheinlich ein Leichtes für John McAfee gewesen, das Land zu verlassen und sich irgendwoanders in Südamerika in Anonymität ein neues Leben aufzubauen. Das tut er aber nicht, und hier kommt der Punkt, an dem ich ihm meinen vollen Respekt zolle. Trotz der mittlerweile immensen Gefahr für sein Leib und Leben startet er ein Blog, über das er mit der Außenwelt kommuniziert. Dort steht er Rede und Antwort und prangert nach wie vor die verborgenen Unmenschlichkeiten seiner Wahlheimat an. Dies in einer Bananenrepublik wie Belize zu tun, in der Gerechtigkeit gleichbedeutend mit einer dreckigen Gefängniszelle ist, aus der man kaum jemals wieder lebend herauskommt, erfordert einen Mumm, den bestimmt nicht jeder von uns hätte. Dass John in dieser Situation mehrfach zu Protokoll gibt, nicht ans Weglaufen zu denken, sondern hierbleiben zu wollen und stattdessen eine Entschuldigung der Regierung zu fordern, ist ein Akt, der auf dieser Welt –insbesondere von einem Prominenten mit vielfachen Wahlmöglichkeiten – etwas einzigartiges darstellt.
- Auf seinem Blog ruft er die Leser mittlerweile zum wiederholten Mal dazu auf, Protestbriefe an die Tourismus-Behörde des Landes zu schreiben (Der Tourismus macht 70% der Staatseinnahmen in Belize aus), um für die Freilassung seiner Mitarbeiter zu plädieren, die sich nach Johns Aussage nichts zu Schulden haben kommen lassen, außer, dass sie für ihn gearbeitet haben. Da ich – wie Sie sicher inzwischen gemerkt haben – für John McAfee eine Mischung aus Sympathie, Mitleid und Bewunderung empfinde, halte ich es für meine Pflicht, Ihnen hier die Mail-Adresse der belizeanischen Tourismus-Behörde zu geben: info@tourism.gov.bz. Meinen eigenen Brief habe ich gestern schon abgeschickt.
Sollte sich jemals herausstellen, dass die ganze Story auch wieder nur einer von Johns legendären Pranks war, dann soll ihn auf der Stelle der Schlag treffen. Aber bis dahin halte ich ihm die Stange.
Quelle: http://www.nexus-magazin.de/index
LG