Paywalls: Eine starke Veränderung, aber auch Chance der Informationswelt
Es war lange klar, doch nun machen die Verlagshäuser ernst. Einen besseren Zeitpunkt hätte man auch kaum wählen können, werden doch nun die ersten Zeitungen zu Grabe getragen. Der Wandel war absehbar und die rein auf Werbung basierende Finanzierung von Journalismus hat das Erscheinungsbild der Medien stark verändert. Kritische Inhalte wurden ausgelassen oder als Einzeiler gebracht, um nicht die Hand zu beißen, welche füttert. Es setzte sich eine Spirale in Gang, welche die Medien in eine sehr unkomfortable Position brachte. Sehr bald wird sich einiges verändern, das ist eine Chance, aber auch eine große Gefahr. Informationen werden eine Frage des Portemonnaies.
Es ist unbestritten, dass ordentlicher Journalismus Geld kostet und dieser auch finanziert werden muss. Das Internet brachte die Kostenlosmentalität erst richtig in Fahrt. Ließ sich das anfangs noch halbwegs mit Werbung finanzieren, ist mit immer penetranterer Werbung auch dieses Fenster langsam geschlossen worden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass auch für Nachrichten bezahlt wird, selbst mir wurde mehrfach angeboten, bezahlte Artikel zu schreiben. In meiner recht komfortablen Situation lehnte ich das ab, aber machen das auch die großen Verlagshäuser, die unter starkem wirtschaftlichem Druck stehen? Das kann ich nicht sagen.
Aber nun zurück zum Thema. So sehr auch auf die Konzernmedien geschimpft wird, bilden diese in ihrer Gesamtheit doch einen Informationspool, aus dem sich auch die alternativen Medien speisen. Je mehr Seiten hinter eine Bezahlschranke gestellt werden, umso kleiner wird der Fundus, aus dem man sich informieren kann. Meine Prämisse ist es, bei allen zu lesen – Russland, USA, England, China, Deutschland, etc. – und mir aus der Mitte die Quintessenz zu bilden. Aufgrund meiner Werbeeinnahmen werde ich auch in der Lage sein, weiterhin meine wichtigsten Medien zu lesen und dafür zu bezahlen. Diesen Luxus werden sich aber große Teile der alternativen Medienwelt nicht leisten können, das ist sicher.
Natürlich gibt es auch immer irgendwo Aktivisten, die aus Ländern oder Gebieten berichten, aber eben auch wieder sehr subjektiv. Man möge schimpfen auf die Konzernpresse wie man will, ohne diese geht es einfach nicht.
Bereits sehr lange überlege ich, wie man ein vernünftiges, ausgewogenes und ehrliches Nachrichtenformat an den Start bringen kann. Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass es mit ehrenamtlichen einfach nicht machbar ist. Seit 2010 arbeite ich daher an einem Konzept um das realisieren zu können. Doch dazu gleich mehr.
Im Zuge der Paywalls werden sehr viele Leser versuchen, sich zunächst umzuorientieren, allerdings gibt es im Augenblick keine wirkliche Alternative. Jene Alternativen die es gibt, sind eben ehrenamtliche, meist idealistische und finanzenlose Blogger. Stehen die Paywalls, wird noch schlimmer voneinander abgeschrieben und das bereits heute so beliebte Copy & Paste wird seine Hochphase durchleben. Was also tun?
Seit 2010 habe ich etliche Betreiber von Nachrichtenseiten und Blogs gefragt, ob diese an einem Newsportal mitwirken würden und eigentlich alle haben zugesagt. Natürlich haben wir dabei auch über Geld gesprochen, gute Nachrichten sind ein Fulltimejob.
Eine mögliche Lösung
Vor Augen schwebt mir ein Format, ähnlich wie die Financial Times. Offener, schonungsloser und vor allem ehrlicher. Im Vorfeld sei gesagt, dass ich keine Trash-News dulden würde, nach Bildformat oder wie es heute einige Blogs betreiben. Nichts ist wichtiger als seriöse und fundierte Berichterstattung in einem Meer von Propaganda und Hoaxes. Dieses Nachrichtenportal sollte eine gewisse Sicherheit bieten und selbstverständlich auch als Nachrichtenquelle für die alternative Medienszene dienen. Wer das Nachrichtenbusiness kennt, weiß wie teuer nur entsprechende Newswires sind.
Lange hatte ich überlegt, ein solches Portal werbungsfinanziert zu starten, das wäre allerdings ein Blindflug und jeder kleine Windzug würde die noch zögerlich flackernde Kerze löschen. Eine weitere Idee war auch, einen Mäzen oder Businessangel aufzutreiben, jedoch gestaltet sich das in diesem Bereich sehr schwierig. Die Renditeaussichten ohne eben auch eine Paywall zu installieren, sind doch recht düster, was also bleibt?
Das Schwierigste ist die Anschubfinanzierung, danach könnte es mit einer Werbefinanzierung klappen. Auch schon lange eine Idee, aber noch nie angesprochen ist eine Art Aktiengesellschaft, Genossenschaft oder auch Unternehmensanleihen. Würden sich genug Leser finden, ließe sich darüber ein Start durchaus gestalten.
Ein Medienverlag, sozusagen in Bürgerhand. Die Paywalls würden dem genau in die Hände spielen und das ist auch der Grund, warum ich damit genau jetzt komme. Die Paywalls stehen direkt vor der Tür.
Was müsste der potentielle Anleger für ein Profil haben?
Sie müssten ein gutgläubiger Idealist sein, dem eine freie und ehrliche Berichterstattung wichtiger ist, als eine Rendite. Eine hohe Risikobereitschaft ist Voraussetzung.
Es sollten nur Beträge eingesetzt werden, die wirklich frei verfügbar sind.
Um eine “feindliche Übernahme” zu vermeiden, würden die Anteile keine Stimmberechtigung mit sich bringen, sondern ausschließlich an einem – so denn zu erwirtschaften – entstehendem Gewinn beteiligen.
Ich habe eine Umfrage erstellt, die nicht verbindlich ist, allerdings möchte ich darum bitten nur mitzumachen, wenn Sie es auch wirklich ernst meinen. Solch ein Projekt ist extrem zeitaufwendig und nur, wenn sich eine Chance auf Erfolg einstellt, macht es Sinn, das zu beginnen. Vielleicht könnte so ein Medienunternehmen entstehen, was wirklich den Bürgern dient.
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Quelle:
http://www.iknews.de/2012/12/04/payw...ormationswelt/