Das Allensbach-Institut gibt der neuen Anti-Euro-Partei „wenig Chancen“. Tatsächlich ist die Landschaft der kleinen euro-skeptischen Parteien sehr zersplittert. Das deutsche Wahlrecht macht es Newcomern besonders schwer.
Der Meinungsforscher Thomas Petersen vom Institut für Demoskopie Allensbach sagte der FAZ, die neue
Anti-Euro-Partei des Wirtschafts-Professors Bernd Lucke habe „wenig Chancen, stark wahrgenommen zu werden und viel Zuspruch zu bekommen“. Es herrsche zwar eine gewisse Verunsicherung in der Bevölkerung. Aber: „Das hat kein großes Potential für Volksaufregung“. Die Deutschen betrachten den Euro als eine „Sache von Fachleuten“.
Tatsächlich wird es schwierig für die „Alternative für Deutschland“, den Einzug in den Bundestag zu schaffen. Denn die Fünf-Prozent-Hürde ist schwer zu nehmen. Außerdem bevorzugt das deutsche Wahlrecht mit den Überhang-Mandaten größere Parteien.
Hinzu kommt, dass die Euro-Gegner in Deutschland – noch – sehr zersplittert sind. Die Finanz-Website
Hartgeld hat die neuen Parteien, die in eine ähnliche Richtung tendieren, aufgelistet. Dabei kommt Hartgeld auf ein breites Spektrum:
- Die Freien Wähler
- Nationaldemokratische Partei Deutschland
- Die Republikaner
- Alternative für Deutschland
- Die Freiheit
- Partei der Vernunft
Walter Eichelburg von Hartgeld wundert sich, warum sich einige dieser Parteien nicht zu einer „schlagkräftigen Organisation“ zusammenschließen. Er glaubt die Ursache darin zu sehen, dass „niemand den anderen traut“.
Schon der versuchte Zusammenschluss der Alternative mit den Freien Wählern in Bayern endete im Fiasko. In Niedersachsen blieben die vereinten Euro-Gegner unterhalb der Wahrnehmung. Nach dem misslungenen Paarlauf trennten sich die Wege wieder, wie Lucke erzählt (
hier).
Die neue Gruppierung besteht aus bekannten Euro-Gegnern. Die meisten tragen ein a.D. (außer Dienst) hinter oder ein „ehemaliger“ vor ihrer Berufsbezeichnung, sind also schon ältere Semester.
Das allein muss noch nicht zum Problem werden: In Österreich hat der Magna-Gründer und Euro-Gegner Frank Stronach vorgemacht, dass man auch noch mit 80 Jahren eine junge Klientel ansprechen kann. Ein Wahlforscher sagte dem ORF, dass die Kerngruppe der Stronach-Wähler männlich und zwischen 30 und 45 Jahre alt sei. Stronach habe kein klares Programm, habe jedoch eine hohe Glaubwürdigkeit und sei daher auf Anhieb in zwei Landtage gekommen (
hier). Auch der italienische Revolutionär Beppe Grillo ist schon über sechzig und hat es geschafft, mit seinem
Movimento 5 Stelle eine sehr junge und interessanterweise vorwiegend weibliche Klientel zu versammeln.
Grillo war außerdem erfolgreich, weil er sich nicht monothematisch auf den Euro konzentriert hat. Er hat, wie Stronach, vor allem die Mißstände im eigenen Land angeprangert. Denn die Mehrzahl der jungen Wähler kennen die nationalen Währungen wie die D-Mark nur vom Hörensagen. Sie erkennen nicht auf den ersten Blick, warum es nötig sein soll, den Euro abzuschaffen. Sie neigen zu einem strukturellen Konservativismus, gerade, weil ihre eigene Zukunft unsicher ist. Da möchte man nicht gerne gleich das ganze System in Frage stellen.
Stronach hat seinen Angriff auf das österreichische Establishment strategisch geplant: Bevor er in den ersten Wahlkampf ging, hatte er im österreichischen Nationalrat (dem Parlament) bereits Fraktions-Status. Er hatte einfach den anderen Parteien Abgeordnete abgeworben. Dass Geld dabei eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hat, bestreitet Stronach nicht einmal selbst.
Stronach will 25 Millionen Euro in den Bundes-Wahlkampf stecken. Wenn man die Größe des Landes in Betracht zieht, müsste eine erfolgreiche Gruppe in Deutschland ein Vielfaches aufbringen.
Eine echte Chance dürfte die Alternative von Lucke daher nur haben, wenn es ihr gelingt, innerhalb kurzer Zeit erfolgreich Geld einzuwerben. Nachdem die deutsche Industrie kein besonderes Interesse an einem Euro-Austritt hat, ist es unwahrscheinlich, dass das Geld von Unternehmen kommen wird.
Vor allem aber muss die neue Partei versuchen, einen attraktiven und medienerfahrenen Spitzenkandidaten oder eine Kandidatin aufzutreiben. Am Ende wird die Wahl über eine wirkungsvolle Medien-Präsenz entschieden. Das ist auch das Problem der Piraten: Nach dem Abgang der von den Medien heftig beflirteten Marina Weisband ist auch dieser Protest-Gruppe die Medien-Figur verloren gegangen.
Die Gruppe um Lucke besteht aus honorigen Akademikern. Diese können das Dilemma hervorragend mit dem Kopf erklären. Entschieden werden Wahlen jedoch bei den meisten Leuten aus dem Bauch. Egal, ob er – wie in Deutschland noch der Fall – ziemlich voll ist oder schon leer genug, um wirklich etwas verändern zu wollen. Beiden Gemütslagen kann die neue Gruppe der Wirtschafts-Fachleute noch nicht in dem Maß etwas bieten, wie es für einen durchschlagenden Erfolg notwendig wäre.
Quelle:
http://deutsche-wirtschafts-nachrich...ruch-bekommen/