Impfzwang für Krippenkinder

Ein nicht risikofreier Eingriff am Körper: Impfen dient dem Allgemeinwohl, ist aber Privatsache.
Oder? (Foto: Sanofi Pasteur/Flickr)
Bestimmt haben Sie
die Plakate auch schon gesehen: der harte Rocker, der plötzlich ganz weinerlich und mit roten Punkten übersät im Bett liegt. Oder die Braut, bei der man trotz weissem Kleid vor allem Rot sieht. Die Fotos sind Teil der
«Stopp Masern»-Kampagne des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Der Hintergrund:
Ende 2015 sollte die Schweiz masernfrei sein. Damit eine Herdenimmunität besteht, die Übertragung der Krankheit also unterbrochen wird, ist allerdings eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent nötig. Aktuell sind bloss 80 Prozent der Schweizer Bevölkerung gegen Masern geimpft.
In Deutschland sieht die Lage genau gleich aus. Deshalb hat der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, nun zusätzliche Massnahmen zur Ausrottung der Masern gefordert: «Alle Appelle an die Freiwilligkeit haben nicht ausgereicht», sagte Hartmann laut
T-Online. Deshalb schlägt der oberste deutsche Kinderarzt vor, dass künftig
nur diejenigen Kinder in eine Kita aufgenommen würden, deren Eltern eine Impfbescheinigung vorweisen können.

Der Kandidat hat 100 Punkte: Fussballer auf einem Plakat der aktuellen BAG-Kampagne «Gegen Masern impfen».
Das ist nichts anderes als ein
Impfzwang, der sich explizit an die Familien richtet, die auf einen Betreuungsplatz angewiesen sind. Diejenigen also, die sich bei einer solchen Regelung kaum wehren könnten. Bei solchen Ideen kann ich nur laut «Gaht's no?» rufen. Denn Hartmann konstruiert mit seiner Forderung nicht nur eine Zwei-Familienklassen-Gesellschaft, sondern handelt auch
an der Realität vorbei: Zwar haben Kita-Kinder in der Regel mit mehr anderen Kindern Kontakt als diejenigen, die allein von den Eltern betreut werden. Aber ich hoffe doch sehr, dass auch Letztere ab und zu aus dem Haus kommen und auf dem Spielplatz, bei Freunden oder auch nur beim Einkaufen auf andere Kinder treffen. Und bloss weil das Ansteckungsrisiko bei ihnen kleiner ist, bedeutet das ja nicht, dass es nicht existiert.
Sowieso bin ich der Meinung, dass
Impfen Privatsache ist. Ich höre schon die Kommentare, dass wir doch solidarisch sein sollten und unsere Kinder zum Schutze aller impfen lassen müssten. Aber seien wir ehrlich: Bevor wir an alle anderen denken, gehört unsere Aufmerksamkeit und Sorge erst einmal den eigenen Kindern. Eine Impfung ist ein Eingriff am Körper, der mit (wenn auch sehr selten vorkommenden) Risiken verbunden ist. Und wir Eltern sind nun mal verantwortlich dafür, dass es unseren Kindern gut geht. Also ist es an uns, abzuwägen, ob eine Impfung nötig ist. Wir müssen entscheiden,
ob uns das Krankheitsrisiko grösser erscheint oder die möglichen Nebenwirkungen durch die Impfung.
Keine einfache Sache. Zumal es gerade bei dem Thema zuweilen schwierig ist, an
neutrale Informationen zu kommen. Ganz objektiv listet die
Impfbroschüre der Stiftung für Konsumentenschutz, die übrigens gerade neu herausgegeben wurde, die Pros und Kontras auf. Ich habe damals mit dem Leuchtstift in der Hand das kleine Heft von A bis Z gelesen, um danach möglichst gut informiert zum Gespräch mit dem Kinderarzt zu gehen. Mit ihm zusammen haben wir unseren persönlichen Impfplan erstellt, an den wir uns bis heute halten.
Damit sind wir bis jetzt gut gefahren. Dass wir
die offizielle Empfehlung ignorieren und von einigen vielleicht als verkappte Impfverweigerer betrachtet werden, stört mich nicht. Ich bin nämlich überzeugt, dass wir uns intensiver und bewusster mit dem Thema auseinandergesetzt haben als mancher, der sein Kind nach dem offiziellen Impfplan immunisieren lässt.