Noch bis 1993 wurde Atommüll in den Atlantik und im Ärmelkanal zwischen Großbritannien und Frankreich versenkt.
In einer Antwort der Bundesregierung auf eine Große Anfrage aus dem Bundestag wurden 1993 Details über die Versenkung von Atommüll in den Weltmeeren bekannt. Bei der radioaktiven Belastung griff die Bundesregierung hierbei auf Daten der Atomlobbyorganisation IAEO zurück. Es wurden im Atlantik, der Ost- und Nordsee und der Irischen See Cäsium-137, Strontium-90 sowie Plutonium-239 und -240 gemessen. In der Londoner Konvention 1983 wurde zunächst ein freiwilliges Moratorium beschlossen, 1992 ein neues Übereinkommen, das die Versenkung radioaktiver Abfälle im Nordatlantik verbietet.[1]
Somit wurde zwar die Versenkung verboten, dennoch dürfen aber Großbritannien und Frankreich weiterhin große Mengen radioaktiven Abwassers aus ihren Wiederaufarbeitungsanlagen Sellafield und La Hague in den Atlantik ablassen. "Voriges Jahr [1997] maßen Greenpeace-Taucher am Abflußrohr in La Hague eine Radioaktivität, die 17 Millionen mal höher war als die unbelasteter Gewässer. Nicht nur der Ärmelkanal und die Irische See leiden darunter, auch die Küstenbewohner sind betroffen: Die Leukämie-Rate liegt in der Umgebung von Sellafield zehnmal höher als im Landesdurchschnitt."[2] In der internationalen Meeresschutzkonferenz in Bremen einigte man sich 2003 darauf, die Einleitung dieser Abwässer schrittweise zu reduzieren und bis 2020 zu beenden.[3]
Erst 2011 wurde offenbar das ganze Ausmaß der Versenkung von Atommüll im Atlantik deutlich. Nach Recherchen des ARD-Magazins "Report Mainz" gehe aus Verzeichnissen der IAEO und Nuclear Energy Agency (NEA) hervor, dass bis 1982 neun Staaten, darunter auch Deutschland, an 15 Stellen im Nordostatlantik 114.726 Tonnen Atommüll in 222.732 Fässern versenkten.
An den Versenkungsstellen wurden erhöhte Konzentrationen von Plutonium-239, -240, Americium-241 und Kohlenstoff-14 gemessen. Auch Tritium wurde verklappt. Viele Atommüllfässer sind mittlerweile aufgeplatz und löchrig.
Während das deutsche Bundesumweltministerium im November 2011 keinen Anlass für regelmäßige Überwachungen sah, bereitete die IAEO einen neuen Bericht über die Versenkungsgebiete vor. Die erste Versenkungsaktion wurde anscheinend durch das deutsche Ministerium für wissenschaftliche Forschung eingeleitet.
"Dabei versenkten Deutschland, England, Frankreich, Belgien und die Niederlande 1967 insgesamt 10'895 Tonnen schwach- und mittelradioaktiven Abfall 400 Kilometer vor der portugiesischen Küste. Der deutsche Atommüll stammte von der Gesellschaft für Kernforschung in Karlsruhe."[4]
Im Juni 2013 wurde berichtet, dass auch die Schweiz nach 1969 Atommüll im Atlantik verklappte. "7420 Fässer mit einem Gewicht von 5321 Tonnen hat die Schweiz an drei Standorten im Atlantik versenkt. (...) Die Schweiz kommt mit ihrer umstrittenen Entsorgungsstrategie im Atlantik auf den unrühmlichen Platz zwei hinter Grossbritannien." Verantwortliche und Umweltschützer streiten nun über die Gefahren der radioaktiven Abfälle.[5]